Historischer Schritt für US-Militär:Das Ende des Schwulen-Banns

Nach monatelangem Tauziehen ist nun endgültig Schluss mit "Don't ask, don't tell": Der US-Senat hat eine umstrittene Regelung abgeschafft, die Soldaten dazu zwang, ihre Homosexualität zu verheimlichen. Künftig dürfen auch bekennende Schwule beim US-Militär dienen.

Es ist ein historischer Schritt für das US-Militär: Bekennende Schwule werden künftig als Soldaten dienen dürfen. Nach dem Repräsentantenhaus sprach sich am Samstag auch der Senat mit 65 zu 31 Stimmen für die Abschaffung der seit 17 Jahren bestehenden Richtlinie "Don't ask, don't tell" (Frage nicht, sage nichts) aus, die bekennenden Schwulen und Lesben den Militärdienst verbot.

Opponents of the Don't Ask Don't Tell policy hold a rally urging

Noch vor wenigen Tagen wurde gegen die "Don't ask, don't tell"-Regel vor dem Kapitol in Washington demonstriert. Jetzt hat der US-Senat die Regelung gekippt - alle Amerikaner, ob homosexuell oder nicht, haben nun die "Freedom to serve" - die Freiheit, ihrem Land als Soldat zu dienen.

(Foto: dpa)

Bislang galt in den US-Streitkräften die offizielle Regel, dass homosexuelle Soldaten nicht über ihre Neigung sprechen dürfen; im Gegenzug darf auch niemand danach fragen.

Der Durchbruch nach monatelangem heftigen Tauziehen wurde möglich, weil mehrere Republikaner aus der konservativen Oppositionsfront ausscherten. Sechs Republikaner stimmten am Samstag im Senat mit den Demokraten für ein Ende der Parlamentsdebatte und machten damit den Weg für das endgültige Votum frei. Das Ergebnis dieser Vorabstimmung - 63 gegen 33 Stimmen - galt als Hinweis auf die zu erwartenden Mehrheitsverhältnisse bei der offiziellen Entscheidung. Das Abgeordnetenhaus hatte bereits am Mittwoch grünes Licht für die Änderung gegeben.

Dass homosexuelle Soldaten ihre Orientierung künftig nicht mehr verheimlichen müssen, war eines der Wahlkampfversprechen von Präsident Barack Obama gewesen. Auch Verteidigungsminister Robert Gates und Generalstabschef Mike Mullen unterstützten eine Änderung. Bei einer umfassenden Umfrage in den Streitkräften hatte sich insgesamt eine überwältigende Mehrheit für eine Aufhebung des Schwulenverbots ausgesprochen.

Allerdings gibt es in einigen Teilen der Kampftruppen, vor allem bei den Marineinfanteristen, deutliche Vorbehalte. Die Gegner einer Änderung unter den Republikanern warnten, eine Zulassung bekennender Schwuler werde die Kampfmoral schwächen. Sie werde, zumal in Kriegszeiten, zu gefährlicher "Ablenkung" führen und Menschenleben kosten, sagte zum Beispiel der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain aus Arizona.

Gates hatte bereits im Vorfeld der Entscheidung angekündigt, dass die Neuregelung behutsam umgesetzt werden solle, um Störungen zu vermeiden. An einem Konzept für eine möglichst reibungslose Integration wird im Pentagon schon seit geraumer Zeit gearbeitet.

"Don't ask, don't tell" war 1993 unter dem damaligen Präsidenten Bill Clinton eingeführt worden, um Schwulen und Lesben überhaupt die Möglichkeit zum Militärdienst zu eröffnen. Das heißt, sie konnten dienen, wenn sie ihre sexuelle Orientierung geheim hielten, und sie wurden bei Bewerbungen auch nicht danach gefragt. Seit der Einführung sind rund 14.000 Soldaten aus dem Militär entlassen worden, weil sie sich zu ihrer Neigung bekannten.

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