Hindukusch:Privatarmee bietet 5000 Söldner für Afghanistan an

US-Firma Blackwater im Visier der Justiz; US-Firma Blackwater im Visier der Justiz

Sie tragen Waffen und Uniform, sie trainieren das Handwerk der Soldaten: Söldnerarmeen könnten bald eine noch größere Rolle in Afghanistan spielen.

(Foto: dpa)
  • Der frühere Chef der berüchtigten Blackwater-Söldnertruppe bietet der amerikanischen Regierung an, 5000 seiner Kämpfer nach Afghanistan zu schicken.
  • Trump hat sich auch nach sieben Monaten im Amt noch nicht zu einer Strategie im Afghanistan-Krieg geäußert.
  • Chefberater Stephen Bannon und auch Schwiegersohn Jared Kushner sollen für das Auslagern von militärischen Aufgaben an Söldnertruppen sein.

Von Tobias Matern

Es muss für Präsident Donald Trump nach einem verlockendes Angebot klingen: Erik Prince, der frühere Chef der unter neuem Namen agierenden, berüchtigten Blackwater-Söldnertruppe bietet der amerikanischen Regierung an, 5000 seiner Kämpfer nach Afghanistan zu schicken - natürlich gegen Bares. "Wir geben zu viel in Afghanistan aus. Und das befeuert den Aufstand, durch Korruption und weil etwas zu den Taliban durchsickert", warb Prince in der Financial Times für das Angebot. Sein Preis: Etwa zehn Milliarden Dollar pro Jahr, damit läge seine Firma angeblich deutlich unter den 45 bis 50 Milliarden Dollar, die der Einsatz die amerikanische Regierung in den nächsten beiden Jahren kosten würde, falls sie eigene Soldaten an den Hindukusch schickt.

Prince glaubt offenbar zu wissen, welchen Knopf er bei Trump drücken muss, dem früheren Geschäftsmann: Er versucht es über den Preis. Das Angebot fällt in eine Zeit, in der Trump sich auch nach sieben Monaten im Amt noch nicht dazu geäußert hat, welche Strategie er im Afghanistan-Krieg anwenden will, der sich zum längsten Einsatz der amerikanischen Geschichte ausgedehnt hat. Und Princes Offerte kommt auch in einer Phase, in der in Afghanistan so viele Zivilisten sterben wie noch nie seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001. Westliche Regierungen wünschen sich nichts sehnlicher als ein Ende des langen, wenig erfolgreichen Einsatzes - und alle Augen sind nun auf Washington gerichtet, den mit Abstand größten Truppensteller und Geldgeber: Was will Trump?

US-Medien berichteten in der vergangenen Woche von einem Wutausbruch des Präsidenten während eines Strategietreffens zu Afghanistan im Weißen Haus, als Trump von seinen Beratern und für den Konflikt zuständigen Ministern Rechenschaft darüber verlangte, warum die USA diesen Krieg nicht für sich entschieden. Öffentlich sagte der Präsident: "Ich will herausfinden, warum wir da seit 17 Jahren sind".

Als Reaktion auf den anhaltenden Patt zwischen den Taliban und den afghanischen Regierungstruppen, die von den ausländischen Soldaten unterstützt und vor allem trainiert werden, erwog Trump offenbar, den US-Oberkommandieren in Afghanistan zu feuern, General John Nicholson. Aber das gilt unter Beobachtern nur als ein Zeichen für den Frust, der sich in Washington über die Situation in Afghanistan ausgebreitet hat - Nicholson genießt eigentlich einen guten Ruf.

Im engeren Machtzirkel Trumps gibt es in der Afghanistan-Frage zwei sich widersprechende Gruppen: Chefberater Stephen Bannon und auch Schwiegersohn Jared Kushner sollen für das Auslagern von militärischen Aufgaben an Söldnertruppen sein. Blackwater-Gründer Prince, der Bruder von Bildungsministerin Betsy DeVos, hat sich offenbar auch schon mit hochrangigen Vertretern des Weißen Hauses getroffen, um seine Söldnerpläne persönlich vorzustellen. Seine Truppe sei nicht für Anti-Terror-Einsätze geeignet, betonte Prince, sondern solle Soldaten ersetzen, die bislang das Training der afghanischen Sicherheitskräfte übernehmen.

Trump zaudert

Aber Trumps Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster und eine Riege hochrangiger Minister, darunter Außenminister Rex Tillerson sind dagegen, auf eine Privatarmee zu setzen: Sie plädieren für mehr reguläre Soldaten, die den afghanischen Truppen zur Seite stehen sollen. Die afghanische Regierung hält sich noch mit öffentlichen Stellungnahmen zu den Söldnern zurück. In Kabul heißt es, man wolle erst abwarten, wie sich die Regierung in Washington positioniert.

Doch ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums sagte der Süddeutschen Zeitung am Dienstag, das Land brauche noch dringend internationale Unterstützung. "Wir haben gemeinsame Feinde und sollten sie gemeinsam bekämpfen", sagte er. Afghanistan dürfe nicht wie in der Vergangenheit ein sicherer Rückzugsort für Terroristen werden. Doch Trump zaudert noch. Auch ein Totalabzug scheint in seinen Erwägungen vorzukommen. Die amerikanischen Generäle wiederum verlangen eine Aufstockung der momentan 8400 US-Kräfte um bis zu 5000 zusätzliche Soldaten.

Blackwater war schlecht beleumdet

Aus Sicht des afghanischen Analysten Haroun Mir ist die weitere Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte der Schlüssel zu mehr Stabilität in seinem Land. Auch private Ausbilder könne er sich dabei vorstellen, sagt Mir. Allerdings müssten die Söldner den gleichen Einsatzregeln unterliegen wie reguläre Soldaten. Doch genau darin sehen andere Beobachter das Problem, in der Vergangenheit gingen solche Einsätze mit einem Kontrollverlust einher.

Blackwater, das zweimal umbenannt worden ist und nun Academi heißt, war spätestens seit dem Jahr 2007 schlecht beleumundet. Damals richteten vier Mitarbeiter in Bagdad ein Blutbad an und töteten mindestens 14 Zivilisten. Ein US-Berufungsgericht hat vergangene Woche das Urteil gegen einen der ehemaligen Blackwater-Mitarbeiter aufgehoben - er war zunächst zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Seine drei Mitstreiter hatten Haftstrafen von 30 Jahren bekommen. Der Richter ordnete jetzt einen neuen Prozess gegen die vier Männer an, aus seiner Sicht sei das Strafmaß unverhältnismäßig. Aber damit wolle er "das Massaker nicht kleinreden".

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