Hillary Clinton im US-Wahlkampf:"Ich werde die jüngste Präsidentin der USA sein"

Presidential Candidate Hillary Clinton Official Campaign Launch

Hillary Clinton.

(Foto: Bloomberg)
  • Hillary Clinton ist vor Tausenden Anhängern in New York ihren ersten Auftritt im Präsidentschaftswahlkampf absolviert.
  • Die Demokratin tritt mit den Versprechen an, sich vor allem für untere Einkommensschichten einzusetzen.

Mit dem Rücken zum Publikum

Hillary Clinton hat ihren ersten großen Wahlkampfauftritt absolviert. "Gebt mir die Chance und ich werde für Euch kämpfen", rief Clinton den Tausenden Anhängern zu. Die waren sorgsam ausgewählt worden, Demonstranten wurden von den Ordnern sofort herausgeworfen. Die meisten Fans sahen Clinton allerdings nur von hinten. Weil es ein besseres Bild für die Dutzenden von Kameras war, sprach sie mit dem Rücken zu den meisten Anhängen.

Ihr Auftritt unter freiem Himmel auf Roosevelt Island in New York hatte schon Stunden vorher zahlreiche Unterstützer herbeiströmen lassen. Begleitet wurde Clinton von ihrem Ehemann Bill und ihrer Tochter Chelsea. In ihrer Rede warf den Republikanern vor, nur Reiche begünstigt zu haben. "Ihr fragt, wann Eure Familie dran kommt. Ich sage Euch: jetzt! Wohlstand ist nicht nur etwas für Vorstandsvorsitzende und Hedgefonds-Manager". "Amerika kann nur erfolgreich sein, wenn Ihr alle erfolgreich seid", sagte Clinton an das Publikum gewandt. Sie versprach auch, Amerika zur "Supermacht der sauberen Energien" zu machen.

Auch den sogenannten amerikanischen Traum - also den gesellschaftlichen Aufstieg aus eigener Kraft - beschwor die demokratischer Kandidatin in ihrer Rede. "Das ist Amerikas Grundsatz. Wenn Du Deinen Teil beiträgst, solltest Du auch vorankommen, und wenn andere ihren Teil beitragen, kommt Amerika auch voran". Dieser Grundsatz habe Generationen weitergebracht, auch ihre Familie, fügte sie hinzu.

Obwohl Clinton für ihre Worte viel Jubel und Beifall erhielt, gelang es ihr Beobachtern zufolge allerdings nicht, wirkliche Begeisterung zu entfachen.

Die Startbedingungen sind gut

Es ist ihr zweiter Anlauf auf das Präsidentenamt. Vor acht Jahren kam sie nicht an Barack Obama vorbei. Jetzt präsentiert sie sich als Anwältin der Mittelschicht und von Minderheiten - keine schlechte Taktik in einem Land, in dem die "Minderheiten" zusammen in weniger als 30 Jahren in der Mehrheit sein werden und sich schon heute immer mehr politisch artikulieren. Aber kann sie dem Latino aus der Bronx, der nur den Mindestlohn verdient, dem Philippiner aus Los Angeles mit drei Jobs oder dem Schwarzen aus Alabama wirklich klarmachen, dass sie deren Probleme kennt? Und lösen will? Und lösen kann?

Vor zwei Monaten hatte sie ihre Kandidatur angekündigt - es war die am längsten erwartete "Neuigkeit" des Jahres. Clinton will Präsidentin werden, dass weiß seit mehr als zehn Jahren jeder in den USA. Und die Startbedingungen sind gut: Kein Kandidat der Demokraten ist auch nur annähernd so bekannt wie sie, keiner ist so gut vernetzt, und wohl keiner hat eine so gut gefüllte Wahlkampfkasse wie die Ex-Anwältin.

Selbst Parteifreunden ist die Familie suspekt

Also alles eine sichere Sache? Keineswegs, denn so viele Anhänger die Clintons in den vergangenen 25 Jahren um sich gesammelt haben, so viele Feinde haben sie sich auch gemacht. Selbst Parteifreunden ist die Familie, die es mit Ehrgeiz und Entschlossenheit aus der Provinz bis in die höchsten politischen Kreise brachte, suspekt.

Und dann ist da noch das Alter: Sie wäre nach Ronald Reagan der zweitälteste Präsident, den die USA je hatten. Clinton versuche es mit Humor. "Ich mag nicht die jüngste Kandidatin sein, aber ich werde die jüngste Präsidentin in der Geschichte der Vereinigten Staaten sein", rief sie den Begeisterten zu. "Und ihr werdet nicht sehen, dass meine Haare im Weißen Haus weiß werden. Denn ich färbe seit Jahren."

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