Hillary Clinton:Fünf Stolpersteine auf dem Weg zur US-Präsidentin

Lesezeit: 4 min

Als erste Frau ins Weiße Haus: Hillary Clinton hat ihre Kandidatur für 2016 verkündet. Dass Konkurrenz aus der eigenen Partei fehlt, ist nur eines von mehreren Problemen, vor denen die 67-Jährige nun steht.

Überblick von Matthias Kolb, Portland

Hillary Clinton polarisiert das Land

In den USA haben wahrscheinlich nur Grundschulkinder und allerhöchstens Teenager keine Meinung über Hillary Rodham Clinton. Die meisten Demokraten mögen sie, weil Clinton eine fähige Außenministerin war - und viele elektrisiert der Gedanke, dass nach dem ersten Afroamerikaner nun auch erstmals eine Frau ins Oval Office einziehen könnte. Dass die 67-Jährige längst nicht so liberal ist wie viele Großstädter an den Küsten und dass sie als New Yorker Senatorin die Interessen der Wall-Street-Banken verteidigte, wird zähneknirschend akzeptiert - oder ignoriert.

Amerikas Konservative sind sich ebenso einig, was sie von Hillary halten: Sie ist seit 1992 Teil der Washingtoner Macht-Elite, die im Rest des Landes verhasst ist, und war Außenministerin, als im libyschen Bengasi vier US-Amerikaner, darunter der Botschafter, ermordet wurden. Auch ihre Nähe zu Barack Obama macht sie für viele Republikaner zum Feindbild - und die extreme politische Spaltung der USA wird Clinton nicht beenden können. Dass sie als Außenministerin ihr privates E-Mail-Konto nutzte, erzürnt viele - sie sehen dies als Beleg, dass sich Hillary und Bill Clinton für etwas Besseres halten und Regeln für sie nicht gelten.

Zuletzt wurden Umfragedaten bekannt, wonach Rand Paul in wichtigen swing states wie Colorado und Iowa beliebter ist als Clinton. Immer mehr Wähler und Wählerinnen haben demnach Zweifel, dass Clinton "ehrlich und vertrauenswürdig" ist. Gewiss: Bis zur Präsidentschaftswahl sind es noch eineinhalb Jahre, aber die Republikaner-Strategen werden Tag für Tag diese Themen betonen, um Clintons angebliche Charakterschwächen zu verdeutlichen. Typisch ist dieses Video von "Patriot Voices", einer dem Ex-Senator Rick Santorum nahestehenden Organisation:

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Sie ist weit weg vom Durchschnittsamerika

Was muss die Politik tun, damit es der amerikanischen Mittelschicht wieder besser geht? Diese Frage dürfte den Wahlkampf beherrschen und bereits im Herbst 2014 ließ sich erahnen, wie Hillary Clinton das Thema "wachsende soziale Ungleichheit" behandeln wird: Bei Wahlkampfauftritten sprach sie über ihre gerade geborene Enkelin Charlotte und rief aus: "Niemand sollte einen Präsidenten als Großvater haben müssen, um eine gute Erziehung und eine gute Krankenversicherung zu bekommen."

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Doch auch wenn Bill und Hillary aus einfachen Verhältnissen stammen: Mittlerweile ist die Familie Clinton so reich, dass manche Demokraten fürchten, dass ihr dies politisch schaden könnte. Für ihr aktuelles Buch "Hard Choices" erhielt Hillary mindestens zehn Millionen Dollar Vorschuss, ihre Villa im Bundesstaat New York ist mindestens fünf Millionen Dollar wert und die Washington Post enthüllte kürzlich, dass die frühere First Lady selbst für Rede-Auftritte an staatlichen Universitäten 300 000 Dollar berechnet ( Details über die von ihr verlangten Snacks und Getränke hier).

Auch wenn sie einen Großteil ihrer Gagen an die Familienstiftung ( wieso diese nicht unumstritten ist, beschreibt NPR hier) überweist, haben viele den Eindruck, dass die Probleme Clintons mit denen einer "normalen" US-Familie wenig gemein haben.

Während sich bei den Republikanern neben den Senatoren Ted Cruz und Rand Paul wohl noch ein Dutzend Politiker um die Präsidentschaftskandidatur bewerben, wird es neben Hillary Clinton eher einsam werden. Nur wenige Demokraten trauen sich zu, die ehemalige Außenministerin herauszufordern. Allgemein wird damit gerechnet, dass Jim Webb ( ein Ex-Senator aus Virginia), Martin O'Malley ( Ex-Gouverneur von Maryland) und Bernie Sanders ins Rennen gehen - Letzterer vertritt Vermont im Senat und bezeichnet sich als Sozialist.

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Clintons störungsfreier Weg zum Parteitag (US-Medien schreiben gern von einer "Kreuzfahrt zur Nominierung") ist aber riskant: Wenn sie in den TV-Debatten nicht gefordert wird, ihre Argumente zu schärfen, dann erschwert das den späteren Wahlkampf - und eine lahme Vorwahlzeit motiviert die Basis nicht. Auch deshalb wünschen sich progressive Demokraten, dass Elizabeth Warren ins Rennen einsteigt: Die Senatorin aus Massachusetts fordert, Banken strenger zu regulieren und die soziale Ungleichheit zu bekämpfen. Doch Warren hat einen solchen Schritt stets ausgeschlossen.

Egal ob Jeb Bush, Scott Walker, Rand Paul oder Chris Christie: Der Gewinner der Republikaner-Vorwahl wird nach vielen Diskussionen gestärkt in den Endspurt starten, weil er sich gegen viele ehrgeizige Konkurrenten durchgesetzt hat. Clinton dürfte diese wichtige Vorbereitung fehlen - es ist etwas anders, wenn sich nur Journalisten und Experten mit ihren Positionen auseinandersetzen und die Debatte in der Partei fehlt.

Sie muss viele Spenden einsammeln

Barack Obama und Mitt Romney gaben 2012 jeweils eine Milliarde Dollar für ihren Wahlkampf aus; diese absurd hohe Summe wird jeder Kandidat 2016 mindestens benötigen. Mit dem Moment der offiziellen Kandidatur muss Clinton nun ständig Spenden eintreiben und um Unterstützung buhlen. Gewiss: Sie ist dank ihrer eigenen Erfahrung und der Kontakte ihres Ehemanns Bill bestens vernetzt und viele liberale Großspender werden Clinton unterstützen - allein um einen Republikaner im Weißen Haus zu verhindern, der sich weniger für Klimawandel, Umweltschutz oder gay rights interessiert.

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Doch das Sammeln von Spenden kostet jeden Kandidaten viel Zeit und Energie - und Clinton muss auch versuchen, kleinere Summen von möglichst vielen Liberalen und Aktivisten einzuwerben. Nur so kann sie die Abhängigkeit von Großspendern reduzieren und auch dem Vorwurf entgegentreten, sie sei zu abhängig von der Wall-Street-Elite.

Ihr Nachname ist Clinton

Die Aussicht, dass nach 1992 erneut die Namen Bush und Clinton auf dem Wahlzettel stehen könnten, verstört viele Amerikaner. Der Gedanke von Dynastien passt eigentlich nicht zur US-Demokratie, und so muss die ehemalige First Lady noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Allein die Tatsache, dass sie als erste Frau den wichtigsten Staat der Welt regieren könnte, wird ebenso wenig ausreichen wie die Erinnerungen an die Neunziger, in denen Bill Clinton ein wirtschaftlich prosperierendes Land regierte und viele Amerikaner noch daran glaubten, dass es ihren Kindern besser gehen werde als ihnen selbst.

Auf Hillary Rodham Clinton wartet also eine Menge Arbeit - und sie und ihr Team haben nicht vergessen, dass sie 2008 bei ihrer ersten Kandidatur ebenfalls als quasi unbesiegbare Favoritin galt. Und bekanntlich kam alles anders.

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