Hessens neue Landesregierung:Die Leute aus der zweiten Reihe

Wird Volker Bouffier zum Gordon Brown von Hessen? Mit seinem Kabinett setzt Roland Kochs Nachfolger auf langjährige, loyale Weggefährten statt auf frischen Wind.

Marc Widmann

Hessens neuer Regierungschef Volker Bouffier ist noch gar nicht im Amt, da haben ihn manche schon abgeschrieben. Er werde so eine Art hessischer Gordon Brown: Erst wartet er als ewiger Kronprinz jahrelang auf die Macht. Und wenn er sie dann endlich bekommt, wird er zum traurigen Verwalter einer untergehenden Ära.

Bouffier stellt neues Kabinett vor

Die neue Mannschaft in Hessen: Der designierte hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (3.v.l., CDU) steht am 30.08.2010 im Landtag in Wiesbaden nach einer Pressekonferenz mit Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP), Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) und Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) zusammen (v.l.n.r.).

(Foto: dpa)

Kann sein, dass es auch in Hessen so kommt: Dass Bouffier tatsächlich zu wenig Akzente setzt, um das traditionell rote Land weiterhin für die CDU zu halten. Seine Rede zu seiner Wahl als Parteichef im Juni wirkte seltsam farblos. Sein Kabinett hat wenig Glanz, er setzt nicht auf erfrischende Quereinsteiger, sondern auf eigene Leute aus der zweiten Reihe, die sich über Jahre als loyal erwiesen haben. So wie er selbst. Bouffier verzichtet auf Signale, wie sie die niedersächsische CDU zum Beispiel mit der ersten türkischstämmigen Ministerin setzte. So viel Mut würde bei den vielen Konservativen in der hessischen CDU-Fraktion auch keine Begeisterung auslösen.

Gewählt wird in Hessen jedoch erst in dreieinhalb Jahren. So lange haben Bouffier und seine unbekannte Mannschaft noch Zeit, um Profil zu gewinnen. Der scheidende Vorgänger Roland Koch hat gegen Ende bestenfalls noch einen routinierten Eindruck gemacht. Für Volker Bouffier wäre dieses Image der Untergang. Er darf nicht den Fehler machen, das Land nur zu verwalten. Es reicht auch nicht, wie bisher von Fest zu Fest zu ziehen und mit jedem zu plaudern. Seine Regierung muss frische Ideen entwickeln, die das Land prägen. Sonst dürfte Hessen wieder sozialdemokratisch werden, wie die längste Zeit seit dem Krieg. Und Volker Bouffier tatsächlich zum Brown von Wiesbaden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: