Hessen-Wahl:Hahn, der größte Sieger

FDP Jörg-Uwe Hahn ist der große Sieger dieser Hessenwahl - und das dürfte er seinem Duz-Freund Koch regelmäßig unter die Nase reiben.

Cathrin Kahlweit

Klar, Roland Koch bleibt Ministerpräsident, aber Jörg-Uwe Hahn ist der große Sieger dieser Hessenwahl - und das dürfte er seinem Duz-Freund Koch bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten in den kommenden Jahren regelmäßig unter die Nase reiben. Die beiden Männer haben so viel gemein, dass es bisweilen verwundert, dass sie immer noch in zwei verschiedenen Parteien Politik machen.

Hessen-Wahl: Der hessische FDP-Spitzenkandidat Joerg-Uwe Hahn bekommt nach der ersten Hochrechnung in einem Fernsehstudio die Haare gerichtet.

Der hessische FDP-Spitzenkandidat Joerg-Uwe Hahn bekommt nach der ersten Hochrechnung in einem Fernsehstudio die Haare gerichtet.

(Foto: Foto: AP)

Wie Koch ist auch Hahn Jurist, wie Koch in die CDU ist auch er schon als Teenager in die FDP eingetreten, wie Koch hat er Frau und zwei Kinder, mit denen er - wie dieser - am Fuße des Taunus lebt.

Beide sind früh ergraut, beide tragen Brille, beide gelten nicht unbedingt als sympathisch, aber als selbstbewusste Alphatiere. Ein Unterschied: Hahn ist kein guter Redner.

Wie sehr das Schicksal des 52-jährigen mit dem von Koch verbunden ist, zeigt eine Debatte nach der Landtagswahl 2003, als die CDU in Hessen so stark wurde, dass sie die Liberalen zum Regieren nicht gebraucht hätte. Gleichwohl bot Koch der FDP eine Koalition an, ungewöhnlich genug für einen strahlenden Wahlsieger, aber eine strategische Verbeugung vor der Nibelungentreue der hessischen FDP.

Hahns Vorgängerin als Landesschefin, Ruth Wagner, die Wissenschaftsministerin in der ersten Landesregierung unter Koch war, warnte lautstark davor, sich ohne Not von der CDU mit ein paar Ministerposten quasi kaufen zu lassen. Hahn war damals dafür, das Angebot seines Freundes Koch anzunehmen. Wagner setzte sich durch. Nun, fünf Jahre später, dürfte Jörg Uwe Hahn sicherlich den Chefsessel eines wichtigen Ressorts einnehmen.

Der Mann aus Bad Vilbel hat aber auch mit seinem Parteichef Guido Westerwelle einiges gemeinsam. Wie dieser wird er von der eigenen Partei nicht unbedingt geliebt. Als er sich 2005 zum Nachfolger von Ruth Wagner wählen ließ, bekam er das schlechteste Ergebnis aller Landesvorsitzenden seit Jahrzehnten.

Aber die liberale Partei in diesem Bundesland, die sich ihre Klientel von Akademikern und Selbstständigen mit den Grünen teilen muss, hat sich an ihren Vorsitzenden gewöhnt, und der hat in den vergangenen Jahren erkennbar an Selbstbewusstsein gewonnen. Trat er früher bisweilen noch eher leise auf, wartet er mittlerweile mit der kühlen Selbstgewissheit auf, die auch Westerwelle häufig an den Tag legt. Der Chefliberale in Berlin dankte am Sonntagabend seinem Parteifreund enthusiastisch, als er vor den Kameras den Kurs von Hahn lobte: "Wort halten und Charakterstärke beweisen" - das werde vom Wähler belohnt.

Während der Phase des Werbens und Zerrens nach der letzten Wahl in Hessen, die vom Wortbruch der SPD geprägt war, wäre auch Hahn bereit gewesen, sich mit den Grünen und der CDU zu einer Jamaika-Koalition zusammenzutun. Dazu ist es nicht gekommen. Nun, mit knapp 17 Prozent, geht der Wiesbadener FDP-Chef sehr gestärkt in das Jahr 2009 - schon vor der Wahl hat er angekündigt, dass er in Zukunft auf Bundesebene mitmischen und einen Platz im Präsidium beanspruchen. Jetzt kann die FDP dem Profiteur des hessischen Interregnums eine starke Rolle in Berlin auch nicht mehr verweigern

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