Hessen:Schwarz, Grün, Rot, Rot

In Wiesbaden scheint nach der Wahl vieles möglich zu sein - das suggeriert zumindest eine neue Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen. CDU und SPD sind alarmiert, die Grünen könnten sogar vor einem ganz unerwarteten Erfolg stehen.

Von Susanne Höll, Frankfurt

Im Endspurt des hessischen Landtagswahlkampfes hat eine neue Umfragen bei CDU und SPD Sorgen ausgelöst. Sie müssen sich nämlich nach einer Erhebung der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen auf weitere Verluste einstellen. Die CDU kommt danach nur noch auf 26 Prozent und würde damit wesentlich schlechter abschneiden als bei der Landtagswahl 2013, bei der sie noch 38,3 Prozent erreicht hatte. Die SPD fiele auf 20 Prozent zurück (2013: 30,7), die Grünen könnten ihr Ergebnis von 11,1 Prozent nahezu verdoppeln und landeten vor den Sozialdemokraten erstmals auf Platz zwei in der Beliebtheitsliste. Linke und FDP verbesserten sich leicht auf jeweils acht Prozent, der AfD ist mit zwölf Prozent der Einzug in den Landtag sicher. Der Ausgang der Wahl ist auch bundespolitisch von großer Bedeutung.

Bei CDU, SPD und auch den Grünen hieß es, diese Umfrage sei, wie alle anderen auch, mit Vorsicht zu beurteilen, da etliche Wähler noch immer unentschlossen seien, wem sie am 28. Oktober ihre Stimme geben werden. Die Öko-Partei, die seit 2014 als Juniorpartner der CDU in Hessen regiert, mahnte ihre Anhänger angesichts zu Bodenhaftung. Man wolle nicht in Umfragen glänzen, sondern am gut abschneiden, erklärte der Landesverband. Auch die hessischen Grünen haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Umfragen besser waren als ihre Resultate.

CDU-Ministerpräsident und Spitzenkandidat Volker Bouffier sprach von enttäuschenden Zahlen und zeigte sich zuversichtlich, dass das Wahlresultat besser ausfallen werde. Er warnte zudem vor einer linken Mehrheit in Hessen. Sollte der Zuspruch zu Konservativen und Sozialdemokraten auch in Hessen deutlich schwinden, hätten beide Parteien keine Mehrheit für eine große Koalition mehr. Allein Dreierbündnisse wären möglich, weil keine der traditionellen Parteien mit der AfD kooperieren will. Der Grünen-Spitzenkandidat und Vize-Regierungschef Tarek Al-Wazir könnte rechnerisch demnach sogar Ministerpräsident werden, in einem Bündnis der Öko-Partei mit SPD und Linken. Eine solche Koalition ist in den drei Parteien politisch bislang aber umstritten.

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