Hessen:Im rechten Spagat

Wie lässt sich das Dilemma der hessischen CDU lösen?

Von Susanne Höll

In Hessen ist nahezu unbemerkt ein politisches Wunder geschehen. Ausgerechnet dort, wo sich Politiker von konservativem und linkem Spektrum jahrzehntelang in unappetitlicher Form bekämpften und befehdeten, hat die erste schwarz-grüne Koalition über eine Legislatur gehalten, in lautloser, wenn auch wenig ambitionierter Weise. Ja, es ist langweiliger geworden in der Landespolitik.

Für ein gewisses Maß an Unaufgeregtheit ist man in diesen bewegten Zeiten inzwischen indes durchaus dankbar. Auch haben CDU und Grünen ihre dringlichsten Aufgaben erledigt. Hessen macht keine Schulden mehr, die Aufnahme der Flüchtlinge nach 2015 wurde gut gemeistert. Und der Umgangston im Landtag ist deutlich manierlicher.

Christdemokraten und Grüne würden ihre Zusammenarbeit nach der Landtagswahl am 28. Oktober gern fortsetzen. Angesichts des AfD-Erfolges ist das indes ein wenig wahrscheinliches Szenario. Das liegt an der CDU, die Stimmen an die AfD verlieren wird. Wollen die Christdemokraten das Blatt noch wenden, müssen sie versuchen, sich etliche ihrer rechten Stammwähler gewogen zu halten, und zwar in harter Abgrenzung zu den Rechtspopulisten. Eine Herausforderung, für die Schwarzen müsste dann jener linke, ihnen einst verhasste Leitspruch gelten: Der Feind steht rechts.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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