Herman Cain wehrt sich gegen Vorwürfe:Genau so war es, aber ich erinnere mich nicht

Für den Ex-Pizzaunternehmer Herman Cain läuft es eigentlich prächtig. Er ist einer der möglichen Präsidentschaftskandidaten der US-Republikaner und hat gute Chancen. Doch nun muss er sich gegen den Vorwurf der sexuellen Belästigung wehren. Seine Tour durch die Medien gerät reichlich konfus.

Der US-Politiker Herman Cain, der sich um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner bewirbt, hat Vorwürfe sexueller Belästigung zurückgewiesen. "Nummer eins - in meinen über 40 Jahren im Geschäftsleben habe ich nie irgendjemanden sexuell belästigt", sagte der frühere Pizzaunternehmer. "Nummer zwei - als ich beim Nationalen Gaststättenverband war, hat man mich zu Unrecht der sexuellen Belästigung beschuldigt", erklärte er am Montag. Zu den Abfindungen sagte Cain, er könne sich nicht daran erinnern. "Ich hoffe, es war nicht viel, weil ich ja gar nichts getan habe", sagte der 65-Jährige weiter.

Herman Cain Speaks At National Press Club In Washington

Der Republikaner Herman Cain, der sich um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat bewirbt, kann bei den Vorwürfen an nicht viel erinnern.

(Foto: AFP)

Cain nannte die Anschuldigungen eine "Hexenjagd" und beendete eine zweite Pressekonferenz an dem Tag mit einem Gospel-Song - den er selbst sang, berichtet die Los Angeles Times. Anschließend beteuerte er in weiteren Medienauftritten seine Unschuld, nur jedesmal in einer geringfügig anderen Version.

Wie die Polit-Webseite Politico am Sonntag berichtet hatte, haben sich zwei Frauen in den neunziger Jahren über anzügliche Bemerkungen und Gesten Cains beschwert. Damals war er Chef des Nationalen Gaststättenverbandes (National Restaurant Association) war. Am Ende hätten die Frauen eine Abfindung erhalten, sich zum Verlassen der Vereinigung und zum Schweigen verpflichtet. Die Webseite berief sich dabei auf nicht näher beschriebene Dokumente.

Huffington Post: Cains Erklärungen sind "rätselhaft"

Am Montagabend nahm Cain in einem Interview auf dem US-Fernsehsender Fox Stellung zu den Vorwürfen, schlug sich dabei aber nicht sonderlich gut, schreibt die Huffington Post. Demnach versicherte Cain in dem Gespräch, sich an keine Vorfälle zu erinnern - was aber nicht heiße, dass sie nicht stattgefunden hätten: Auf die Frage, ob er jemals eine Abfindung gesehen habe, zitiert das Politik-Blog ihn: "Nein. Ich kann mich nicht erinnern, etwas unterzeichnet zu haben. Nur, die Tatsache, dass ich mich nicht erinnern kann, heißt nicht, dass ich nichts unterschrieben habe, ich kann mich nur einfach nicht daran erinnern, ob ich etwas unterzeichnet habe."

In einem anderen Fernsehinterview am selben Abend gab Cain dem Sender PBS gegenüber jedoch zu, von einer Abfindung gewusst zu haben - zuvor hatte er noch alle Vorwürfe als falsch zurückgewiesen und gesagt, dass die Beschwerden sich bei Überprüfung als grundlos erwiesen hätten, heißt es weiter.

Die Online-Nachrichtenseite TMP versucht unterdessen, Cains widersprüchliche Aussagen auf einer Zeitleiste darzustellen, um mehr Klarheit zu gewinnen; Cain selbst bedankt sich auf seiner Webseite für die Unterstützung, die er seit den Anschuldigungen erhält.

Rückendeckung für den Favoriten

Cains Wahlkampflager hatte die Vorwürfe direkt am Sonntagabend als unbegründet zurückgewiesen. Cain mische die politische Landschaft in Washington auf, zitierte die Washington Post den Wahlkampfsprecher J.D. Gordon. "Branchenmedien" passe das nicht, und sie versuchten daher nun, ihn durch Angriffe auf seinen Charakter zu stoppen.

Der frühere Chef der Restaurantkette Godfather's Pizza ist gegenwärtig Umfragen zufolge neben Mitt Romney, dem Exgouverneur von Massachusetts, Spitzenreiter des konservativen Bewerberfeldes. Im Bundesstaat Iowa, in dem am 3. Januar die Serie der Vorwahlen eröffnet wird, hat Cain nach einer jüngsten Erhebung der örtlichen Zeitung Des Moines Register sogar die Nase knapp vorn. Dass er derart mitmischt, hat viele Experten überrascht, da Cain über keinerlei politische Erfahrung verfügt.

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