Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat die Ampelregierung aufgefordert, mit dem international geächteten Taliban-Regime in Afghanistan über die Abschiebung von Straftätern aus Deutschland zu verhandeln. Er glaube, dass die Bundesregierung „in den sauren Apfel beißen und Kontakt mit den Taliban aufnehmen“ müsse, sagte Wüst am Donnerstag in Düsseldorf. Zur Begründung verwies der CDU-Politiker auf den Mord eines 25-jährigen Geflüchteten aus Afghanistan, der Anfang Juni in Mannheim den Polizisten Rouven L. ermordet hatte.
Der NRW-Regierungschef räumte ein, sein Vorstoß sei „eine Zumutung“ für die Bundesregierung, die aufgrund massiver Menschenrechtsverletzungen seit der Machtergreifung der Taliban im August 2021 die diplomatischen Kontakte mit Kabul abgebrochen hat. Seither gilt zudem ein Abschiebestopp für Afghanen aus Deutschland. Nach dem Mord in Mannheim hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigt, seine Regierung wolle Abschiebungen etwa gewalttätiger Afghanen oder Syrer in ihre Heimatländer wieder ermöglichen. Wüst warnte vor wachsendem Unmut in der Bevölkerung: Berlin müsse handeln, „bevor es hier unsere Gesellschaft auseinander haut.“