Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung:Auch nach dem Tod noch Einheitskanzler
Lesezeit: 2 Min.
Die Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung feiert im September ihren Start - 40 Jahre nachdem Kohl das Amt antrat. Als Festredner werden die Rivalen Friedrich Merz und Angela Merkel erwartet.
Von Johannes Korsche, Berlin
Er hat als Kanzler der Einheit Ost- und Westdeutschland wieder zusammengeführt, da sollte integrative Kraft über sein Lebensende hinaus kaum überraschen. Doch das schmälert nicht, was auf der Einladung zum Start der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung am 27. September angekündigt wird: ein "Grußwort Friedrich Merz" und ein "Schlusswort Angela Merkel". Genau 40 Jahre nachdem Helmut Kohl zum ersten Mal Kanzler wurde, teilen sich Merkel und Merz, bekanntlich keine dicken Freunde, zu seinen Ehren also eine Bühne.
Vor allem aber gilt die Feier dem Start der Stiftung, sie hat in den kommenden Monaten und Jahren viel vor - auch ohne Unterstützung der Kanzlerwitwe Maike Kohl-Richter. Der Bundestag hatte die Kanzler-Helmut-Kohl-Stiftung 2021 gesetzlich beschlossen, sie ist eine von insgesamt sieben Stiftungen des Bundes, die sich so wichtigen Politikern wie Otto von Bismarck, Theodor Heuss, Helmut Schmidt, Willy Brandt und Konrad Adenauer widmen.
Der Jahresetat beträgt knapp drei Millionen Euro, die Stiftung mit Sitz in Berlin soll eine Anlaufstelle für die Kohl-Forschung werden. Zudem ist von 2025 an eine Dauerausstellung im Otto-Wels-Haus geplant, unweit des Brandenburger Tors an der Allee Unter den Linden. Noch wird dort saniert, in der Zwischenzeit bezieht die Stiftung ein kleines Ladenlokal an der Wilhelmstraße.
Kohls Witwe ist gegen die Stiftung
Die Gründung im vergangenem Jahr war von einem Zwist mit Maike Kohl-Richter begleitet, die Witwe soll gar mit rechtlichen Schritten gedroht haben. Aber eine "Klage ist nicht eingereicht worden", sagt Volker Kauder, der früher die Unionsfraktion im Bundestag führte und heute dem Stiftungskuratorium vorsitzt. Man habe versucht, Kontakt aufzunehmen, "ich hab ihr geschrieben, dass wir gerne reden würden", sagt Kauder. Vergeblich, aber zu den Söhnen bestehe immerhin Kontakt. Trotzdem wird die Stiftung wohl nicht auf Kohls persönlichen Nachlass zugreifen können, den seine Witwe in Oggersheim verwaltet.
Nicht weiter schlimm, findet Volker Kauder: "Wir sind nicht die Helmut-Kohl-Stiftung, sondern die Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung." Soll heißen, dass vor allem Kohls 16-jährige Kanzlerschaft im Zentrum stehen soll. Themen gebe es da genug, allen voran die deutsche Wiedervereinigung und die europäische Einigung. Und Akten gebe es auch in Fülle, weshalb ein Register entstehen soll, wo sich national wie international Archivbestände zu Kohl finden lassen. Die Stiftung wolle ein "zeitgemäßes Bild von Kohl" zeichnen, sagt ihre Geschäftsführerin Jacqueline Boysen. Es gehe nicht darum, Lorbeerkränze zu flechten, eine kritische Auseinandersetzung mit Kohl und seinem Wirken sei glaubwürdiger.
Der Fokus auf die Kanzlerschaft bedeutet allerdings auch, dass ein wesentlicher Aspekt des politischen Erbes von Kohl zunächst außen vor bleibt. "Die Spendenaffäre wird auf absehbare Zeit nicht zu einem unserer Themen werden", sagt Kauder. Das sei schließlich der Parteivorsitzende Kohl gewesen, nicht der Kanzler Kohl.