Helmut Kohl in Bildern:Rekordkanzler und Mann der Einheit

Er war ein Politiker, der für seinen Beruf lebte: Als "Kanzler der Einheit" wurde Helmut Kohl berühmt und durch die CDU-Spendenaffäre berüchtigt. Sein bewegtes Leben in Bildern.

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KOHL

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Er war ein Mann, der für die Politik lebte: Als "Kanzler der Einheit" wurde Helmut Kohl berühmt und durch die Spendenaffäre berüchtigt. Sein bewegtes Leben in Bildern.

Kein Bundeskanzler war so lange im Amt wie er - ganze 16 Jahre lang regierte Helmut Kohl Deutschland. Aber es stand auch keiner so in der Kritik wie Kohl. Oft als Birne oder Trampel verspottet, schaffte er es dennoch nach ganz oben - und brachte Deutschland die Einheit und den Euro.

Vorschau: 10. Todestag von Hannelore Kohl

Quelle: dapd

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Helmut Kohl wurde am 3. April 1930 als jüngstes von drei Kindern in Ludwigshafen geboren. Er studierte Rechts-, Sozial und Staatswissenschaften sowie Geschichte an den Universitäten Frankfurt am Main und Heidelberg. 1960 heiratete er die Fremdsprachensekretärin Hannelore Renner, mit der er die Söhne Walter und Peter bekam.

Helmut Kohl wird 80

Quelle: Bundespresseamt/dpa

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Kohls politische Karriere begann früh: 1946, mit 16 Jahren, war er schon Mitbegründer der Jungen Union in Ludwigshafen. Mit 29 Jahren wurde er für die CDU in den Landtag von Rheinland-Pfalz gewählt. Zwar stand Kohl 1967, zum Zeitpunkt der Aufnahme, noch im Schatten von Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer - er war aber bereits CDU-Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz und Mitglied des CDU-Bundesvorstands.

Helmut Kohl ehrt Fritz Walter, 1970

Quelle: SWR

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1969 wurde Kohl Nachfolger von Peter Altmeier im Amt des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten. Auf dem Bild überreicht er 1970 dem Ehrenspielführer der Deutschen Fußballnationalmannschaft, Fritz Walter, zu dessen 50. Geburtstag das große Bundesverdienstkreuz. Im Jahr darauf kandidierte der damals 41-jährige Kohl für den Bundesvorsitz der CDU, unterlag aber Rainer Barzel.

KOHL

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Zwei Jahre später, 1973, folgte die Revanche und Kohl löste Barzel als Bundesvorsitzenden der CDU ab. Diese Funktion hatte er 25 Jahre lang inne.

Helmut Kohl wird 80

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Privat war Kohl auf eine intakte Familienidylle bedacht. Er ließ sich auch gerne im Urlaub, wie hier 1975 in St. Gilgen am Wolfgangsee, mit seiner Ehefrau und den beiden Söhnen fotografieren. 36 Jahre später porträtierte Sohn Walter seinen Vater in einem Buch als gefühlskalten und distanzierten Menschen.

Helmut Kohl trinkt Wein, 1997

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Der Lebemann Kohl: Sein Leibgericht war Pfälzer Saumagen. Auch ein Gläschen Wein aus seiner Heimat, der Pfalz, trank er gerne.

Vorschau: 10. Todestag von Hannelore Kohl

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In der Öffentlichkeit erklärte Kohl immer wieder, dass ihm die Familie Rückhalt gebe. Seine Ehefrau Hannelore bewirtete Parteifreunde und Staatsgäste im eigenen Heim, sie war die attraktive Frau an der Seite des CDU-Hoffnungsträgers.

Helmut Kohl wird 80

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Bei der Bundestagswahl 1980 musste Kohl noch Franz Josef Strauß den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur lassen. Die Wahl ging jedoch verloren: Strauß blieb als Ministerpräsident in Bayern und Kohl blieb Oppositionsführer.

Helmut Kohl wird 80

Quelle: dpa

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Am 1. Oktober 1982 war Kohl am Ziel: Als sechster deutscher Bundeskanzler wurde er vereidigt. Vorausgegangen war der Bruch der sozial-liberalen Koalition von Bundeskanzler Helmut Schmidt am 17. September nach Streitigkeiten über die Wirtschaftspolitik. Zum Bundeskanzler wurde Kohl durch das erste erfolgreiche konstruktive Misstrauensvotum in der Geschichte des Bundestags gegen Kanzler Schmidt.

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Kohls Kanzlerschaft war also nicht das Ergebnis regulärer Bundestagswahlen. Deswegen entschloss er sich zu einem ungewöhnlichen Schritt. Am 17. Dezember, nur zweieinhalb Monate nach seiner Wahl, stellte Kohl im Bundestag die Vertrauensfrage. Es war abgesprochen, dass sich die Abgeordneten der Regierungskoalition enthalten würden, und so wurde Kohl das Misstrauen ausgesprochen.

Nun konnte der Bundespräsident die Auflösung des Parlaments vorschlagen. Karl Carstens zögerte einige Zeit, entschied sich dann aber im Januar 1983 dafür. Im März fanden vorgezogene Neuwahlen statt, ...

Vereidigung von Helmut Kohl als Bundskanzler, 1983

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... die die schwarz-gelbe Regierungskoalition gewann. Kohl wurde zum zweiten Mal als Bundeskanzler vereidigt.

MITTERRAND UND KOHL IN VERDUN

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Ein Jahr später, 1984, trafen Kohl und der damalige französische Staatspräsident François Mitterrand am Ort der Schlacht um Verdun aufeinander. Sie wollten gemeinsam der Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs gedenken.

Das Foto ihres minutenlangen Händedrucks wurde zum Symbol der deutsch-französischen Versöhnung. Die deutsch-französische Freundschaft trug auch in den Folgejahren Früchte: So waren beim Vertrag von Maastricht als auch bei der Einführung des Euro Deutsche und Franzosen die treibenden Kräfte.

VON BRAUCHITSCH VOR DEM FLICK-AUSSCHUSS

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Bei der sogenannten Flick-Affäre kam Kohl im Jahr 1984 in Bedrängnis. Es bestand der Verdacht, dass er sich, neben anderen namhaften Politikern, vom Manager des Flick-Konzerns Eberhard von Brauchitsch bestechen ließ.

Der Skandal um die illegalen Zahlungen wurde in einem Untersuchungsausschuss des Bundestags behandelt. Bei seiner Vernehmung hatte Kohl gelogen, als er sagte, er habe nichts vom eigentlichen Zweck der Staatsbürgerlichen Vereinigung gewusst, die der CDU jahrelang den Empfang von Parteispenden erleichtert hatten. Trotzdem blieb für Kohl die Flick-Affäre folgenlos.

Helmut Kohl und Hannelore Kohl nach Wahlsieg bei Bundestagswahlen, 1987

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Bei der Bundestagswahl 1987 wurde Kohl im Amt bestätigt (hier mit seiner Frau Hannelore am Wahlabend im Konrad-Adenauer-Haus in Bonn).

20 Jahre Mauerfall

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Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer und die politische Weltordnung war plötzlich eine völlig andere. Kohl handelte schnell und stellte gut 20 Tage später im Bundestag ein "Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas" vor. Die Ostdeutschen waren begeistert von dem deutschen Bundeskanzler. Im Juli 1990 trat der Staatsvertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der DDR in Kraft.

Unterzeichnung der 2+4-Vertrages, 1990

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Mit Außenminister Hans-Dietrich Genscher erreichte Kohl 1990 im sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen der BRD, der DDR, den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion die Zustimmung der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs zur Wiedervereinigung Deutschlands und außerdem die Einbindung des wiedervereinigten Deutschlands in die Nato.

Das Bild zeigt (v.l.) den amerikanischen Außenminister James Baker, den britischen Außenminister Douglas Hurd, den sowjetischen Außenminister Eduard Shevardnaze, den französischen Außenminister Roland Dumas, den Außenminister der DDR Lothar de Maizière und den Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher bei der Unterzeichnung des Vertrags in Moskau.

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Vollendet: Am 3. Oktober 1990 trat die DDR der Bundesrepublik bei. Kohl feierte mit Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Ehefrau Hannelore vor dem Berliner Reichstagsgebäude - Helmut Kohl war auf dem Höhepunkt seiner politischen Laufbahn.

FILER OF GERMAN CHANCELLOR HELMUT KOHL

Quelle: Michael Urban/Reuters

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Und der Höhenflug hielt an: 1990 gewann die CDU/CSU erneut die Bundestagwahlen. Kohl konnte sich dabei der Unterstützung vieler Ostdeutscher (wie hier bei einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt) sicher sein. Im Januar 1991 wurde Kohl zum dritten Mal in Folge im Bundestag zum Kanzler gewählt.

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Quelle: SZ

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Nach der Bundestagswahl 1990 nimmt Kohl Politiker aus den neuen Bundesländern in sein Kabinett auf. Angela Merkel, die Kohl nur "das Mädchen" nennt, wird erst Frauen- und Jugendministerin, 1994 übernimmt sie das Umweltressort.

HELMUT KOHL UND BRIGITTE BAUMEISTER

Quelle: DPA

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1994 wird Kohl noch einmal Bundeskanzler - zum letzten Mal. Auf dem Bild nimmt er die Glückwünsche von (v.l.) dem CSU-Chef Theo Waigel, dem CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble, Frauenministerin Angela Merkel, CDU-Fraktionsgeschäftsführerin Brigitte Baumeister und FDP-Chef Klaus Kinkel entgegen. In seiner Amtszeit setzte sich Kohl für die Errichtung der Europäischen Zentralbank und die Einführung des Euro ein ...

HELMUT KOHL

Quelle: DPA

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... wie hier im Bild während der Abschlusspressekonferenz zum Brüsseler Euro-Gipfel 1998. Durch den Euro werde sich ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickeln, sagte er.

Helmut Kohl gratuliert Gerhard Schröder zur Wahl als Bundeskanzler

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1998 reicht es für Kohl nicht mehr. Die Koalition aus SPD und Grünen gewinnt die Wahlen und Kohl wird nach 16 Jahren von Gerhard Schröder als Bundeskanzler abgelöst.

KOHL VOR UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSS

Quelle: DPA/DPAWEB

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Nach der verlorenen Wahl holte Kohl die illegale Spendenpraxis der CDU in den 90er Jahren ein: Es stellte sich heraus, dass die CDU während seiner Amtszeit schwarze Konten führte. Im Jahr 1999 übernahm der ehemalige Bundeskanzler die politische Verantwortung für die Spendenaffäre und gab an, 2,1 Millionen DM verdeckter Parteispenden erhalten zu haben.

Zu den Namen der Spender schwieg er beharrlich - er habe ihnen sein Ehrenwort gegeben, sie nicht zu verraten. Für sein Ehrenwort nahm Kohl sogar den Verlust des CDU-Ehrenvorsitzes in Kauf, auf den er im Januar 2000 verzichtete.

Hannelore Kohl

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Es folgte ein Schicksalsschlag für Kohl: 2001 nahm sich seine Ehefrau Hannelore im Alter von 68 Jahren das Leben. Sie hatte jahrelang unter einer Lichtallergie gelitten.

Helmut Kohl

Quelle: dpa

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In jüngster Zeit hatte sich Kohl vor allem für die Aufarbeitung der DDR-Zeit eingesetzt. 1996 gründete er mit anderen namhaften Persönlichkeiten und ostdeutschen Bürgerrechtlern zusammen das Bürgerbüro Berlin, das sich der Aufarbeitung der Folgeschäden der SED-Diktatur verschrieben hat. 2003 wurde er Gründungsmitglied des Fördervereins der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

Alkanzler Helmut Kohl wird 80 Jahre alt

Quelle: Daniel Biskup/dpa

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Im Mai 2008 heiratete er Maike Richter, eine promovierte Volkswirtin. Sie nahm den Namen Kohl-Richter an. Die beiden hatten sich im Kanzleramt kennengelernt, wo Kohl-Richter als Beamtin in der Wirtschaftsabteilung tätig war. Bis zuletzt lebte das Paar in Kohls Bungalow in Oggersheim.

Helmut Kohl und Angela Merkel

Quelle: dpa

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Seit einem Sturz 2008 saß Kohl im Rollstuhl, das Reden fiel ihm schwer. In jüngster Vergangeheit hatte der Altkanzler immer wieder die Außenpolitik seiner Nachfolger kritisiert. Auch seine "Ziehtochter" Angela Merkel musste Kritik einstecken.

Alt-Kanzler Kohl kritisiert deutsche Aussenpolitik

Quelle: dapd

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Seit 1990 war Helmut Kohl jedes Jahr für den Friedensnobelpreis nominiert worden - wegen seiner Verdienste um die Deutsche Einheit und das friedliche Ende des Kalten Krieges. Neben Jean Monnet war Kohl der einzige Ehrenbürger Europas, eine Auszeichnung, die von den europäischen Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat vergeben wird.

In einer Rede zu seinem 80. Geburtstag sagte er: "Mein Leben war ein ereignisreiches Leben, mit vielen Höhen und sehr vielen Tiefen." Und: "Es war ein Leben, von dem ich sagen darf, es hat einen Sinn gehabt!"

Helmut Kohl stellt Buch vor

Quelle: dpa

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Zuletzte sorgte Kohl durch die Veröffentlichung seines neuen Buches für Aufregung. In seinem Appell "Aus Sorge um Europa" watscht er die SPD und die Grünen (Ex-Außenminister Joschka Fischer sogar namentlich) ab. "Mit mir als Bundeskanzler wäre das niemals geschehen", ist Kohls Antwort auf vieles, das ihm in den Jahren nach seiner Amtszeit gegen den Strich ging. Er prangert das zerrüttete Verhältnis zu Russland an und kritisiert die seiner Meinung nach verfrühte Aufnahme Griechenlands in die Euro-Zone.

Sieg für den Altkanzler: Gericht verbietet Kohl-Zitate

Quelle: dpa

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Und noch ein Buch sorgt für Ärger: "Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle". Das strittige Buch von Kohls ehemaligem Ghostwriter Heribert Schwan beruht zum Teil auf Tonbändern, die der Altkanzler 2001 und 2002 für seine Memoiren besprochen hatte. Darauf äußerte sich teils drastisch über andere Politiker. Kohl allerdings wollte 115 Zitate aus dem Buch verbieten lassen - und bekam vom Landgericht Köln recht. Per einstweiliger Verfügung wurde dem Verlag Random House untersagt, Bücher mit den entsprechenden Zitaten weiterzugeben.

© sueddeutsche.de/hild/maza/jasch
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