Am Anfang war es nur eine fixe Idee, geboren in einer Chatgruppe. Lassen sich CDU und CSU von innen heraus zu mehr Klimaschutz bewegen? Wenn eigene Parteimitglieder entsprechend Druck machen, und das in aller Öffentlichkeit? So entstand der Verein „Klima-Union“, sein fernes Ziel ist die Klimaneutralität: „1,5-Grad aus der Mitte der Union“, so heißt der Slogan bis heute.
Gegründet wurde der Verein im März 2021, am Tag der Earth Hour, und es wäre kaum so weit gekommen, hätte sich nicht Heinrich Strößenreuther der Sache angenommen. Strößenreuther gehört zu einer besonderen Spezies von Klimaaktivisten; er initiierte mit anderen den Berliner Fahrrad-Volksentscheid und war einer der Gründer von „German Zero“, einem Verein, in dem Expertinnen und Experten an Plänen und Vorgaben für eine klimaneutrale Zukunft arbeiten. Doch für die Gründung der Klima-Union ging Strößenreuther noch einen Schritt weiter: Er trat in die CDU ein.
Die Partei habe nicht verstanden, wie sich globale Märkte veränderten
Und aus der tritt er nun wieder aus. „2021 hatte ich den Eindruck, es lohnt sich, in der CDU für mehr Klimapolitik zu werben“, sagt Strößenreuther der Süddeutschen Zeitung. Tatsächlich aber sei es schon mit der Katastrophe im Ahrtal bergab gegangen. Dabei sei gerade das der Augenblick gewesen, mit dem Klimaschutz ernst zu machen. „Inzwischen kann ich die populistische Haltung, die Friedrich Merz und Markus Söder einnehmen, einfach nicht mehr ertragen“, sagt er. So plädiere die Union bei jeder Gelegenheit für „Technologieoffenheit“, etwa mit Blick auf die Energiepolitik oder die hiesige Autoindustrie mit ihrem Verbrennungsmotor. Die Partei habe „in Größenordnungen“ nicht verstanden, wie sich globale Märkte veränderten, hin zu mehr Klimaschutz, sagt Strößenreuther. „Während der deutschen Wirtschaft die Felle davonschwimmen.“
Von der Gründung 2021 bis Anfang 2022 war Strößenreuther selbst Vorsitzender der Klima-Union gewesen. Seinerzeit veranstaltete man noch Energiedialoge mit Friedrich Merz, im Wahlkampf 2021 war der Verein Teil des Klima-Teams von Kanzlerkandidat Armin Laschet. Der Plan schien aufzugehen. Bis heute ziert ein Foto von CSU-Chef Markus Söder die Rubrik „Unterstützer“ im Internet-Auftritt. Im Februar 2022 beerbte der CDU-Abgeordnete und Klimapolitiker Thomas Heilmann Strößenreuther an der Spitze, der Verein war damit endgültig in der Partei angekommen. Doch die Aufbruchstimmung rund ums Klima verebbte, nicht nur in der Union.
„Es war ein Versuch“, sagt Strößenreuther. „Es war richtig, das gemacht zu haben.“ Der Zeitpunkt und die Art seines Austritts sind natürlich, da beweist er Kontinuität, bewusst gewählt. Wieder ist Wahlkampf, wieder begeht er den Schritt öffentlichkeitswirksam. Denn nicht nur tritt er aus, er tritt auch ein – bei den Grünen. Innerhalb der Union habe er mit seinen Botschaften kaum noch durchdringen können, sagt Strößenreuther. „Dann lieber Robert Habeck.“ Schließlich sei keine Partei ganz auf der Höhe der Zeit, auch die Grünen nicht. Und von seiner Grundüberzeugung wolle er nicht abrücken, auch wenn nicht alle in der Klimabewegung sie teilten. „Es lohnt auf jeden Fall, einer Partei beizutreten“, sagt er. „Von innen verändert man mehr als von außen.“