Heimat:Wer ist deutsch?

Wer behauptet, deutsch sei nur, wer deutsche Vorfahren habe, ist von gestern.

Von Dunja Ramadan

Begriffe wie "Identität" und "Integration" bestimmen seit Jahrzehnten die Debattenkultur. In unzähligen Talkshowrunden wurde über Zugehörigkeit gestritten - bis alle des Themas überdrüssig waren. Doch die rechte Szene in Deutschland bedient sich noch heute daraus. Im Juli trafen sich 7000 Neonazis zu Rechtsrock-Konzerten in der Thüringer Kleinstadt Themar - ihr Motto "Rock für Identität", "Rock gegen Überfremdung".

Die Teilnehmer sprechen vom "deutschen Volkstum", das geschützt werden müsse. Sie sagen, man könne nur dann deutsch sein, wenn man deutsche Vorfahren habe. Dabei dienen Herkunft und Religion schon lange nicht mehr als Identitätsmuster für das Deutschsein. Jemand, der anderes behauptet, entlarvt sich als weltfremder Sonderling, der nicht in der Lebensrealität 2017 angekommen ist. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Wer damit nicht klarkommt, wird in Zukunft damit klarkommen müssen. Seit Jahrzehnten leben Menschen nicht-deutscher Herkunft in diesem Land, auch für sie ist Deutschland Heimat. Ihnen ihre deutsche Identität abzusprechen, weil sie anders aussehen oder anders heißen, ist rassistisch - und vergeblich. Menschen hören nicht auf, sich als etwas zu fühlen, nur weil andere es ihnen absprechen.

Wer Deutschsein heute definieren möchte, der braucht dafür eigentlich nur eines: Weltoffenheit.

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