Heidelberg (dpa/lsw) - Aus Sicht von Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) muss eine Corona-Impflicht kommen. „Ohne Impfpflicht laufen wir von einer Welle in die nächste und verlängern das Leid für viele Menschen, wenn ich an die Kinder denke, an Jugendliche, an Senioren, an chronisch Kranke oder an Unternehmen, Künstler und Selbstständige, die um ihre Existenz kämpfen“, sagte Würzner der „Rhein-Neckar-Zeitung“ (Montag). Für ihn sei das keine politische Frage, sondern eine epidemiologische. „Im Herbst war doch klar: Wenn in vielen Regionen - auch in Baden-Württemberg - von 100.000 noch 40.000 Menschen ungeimpft sind, dann reicht das nicht - egal bei welcher Virusvariante.“ Es sei fatal gewesen, dass viele Politiker eine obligatorische Immunisierung vor der Bundestagswahl ausgeschlossen hätten, sagte der 60-Jährige, der am 6. November 2022 für eine dritte Amtszeit kandidiert.
Die Proteste radikaler Impfgegner und anderer Extremer hätten ihn nicht überrascht. Aber diese Gruppe sei klein. „Viel größer ist die Gruppe normaler Leute, die irgendwie skeptisch, verunsichert oder nicht so gut informiert sind.“ Vielen von ihnen würde man es mit einer Impfpflicht auch leichter machen, sagte Würzner.
Würzner verteidigte in dem Interview zudem seine Pläne für eine stufenweise Einführung des Gratis-Nahverkehrs. Man müsse beim Klimaschutz viel mehr auf soziale Kriterien achten. „Wir bauen seit Jahren den ÖPNV aus - aber die Preise etwa für die Schüler-Tickets steigen und steigen. Das können sich viele Familien kaum noch leisten.“ Der in Goslar geborene Kommunalpolitiker war kürzlich mit dem Vorschlag, an den vier Adventswochenenden den Nahverkehr zum Null-Tarif anzubieten, im Gemeinderat an einer Mehrheit von Grünen, SPD und „Bunte Linke“ gescheitert. Die Grünen als stärkste Fraktion betonten, der Nahverkehr müsse zunächst attraktiver werden, um die Menschen vom Umstieg zu überzeugen. Um einen leistungsfähigen ÖPNV zu finanzieren, werde mehr Geld im System gebraucht nicht weniger.
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