Hawaii:Alarm und Alarmismus

Die Bedrohung geht nicht vom falschen Raketenalarm aus, sondern von dem Mann, der die Gefahr herbeiredet: Trump.

Von Stefan Kornelius

In Minuten hat die Raketenwarnung in Hawaii einen apokalyptischen Film abgespult: Nordkorea, Gegenschlag, Nuklearkrieg. Das ist keine hysterische Dramatisierung, sondern entspricht dem Protokoll der Abschreckung, die nur funktioniert, wenn eine Gegenschlagsdrohung glaubhaft ist. Im Zeitalter von Pakistan, Nordkorea und Trump muss diese Einsatzdoktrin modernisiert werden. Das Schicksal der Menschheit kann von Zufallshysterien nicht abhängen.

Der falsche Alarm konnte seine Wirkung aber nur deshalb entfalten, weil es eine breite Bereitschaft gab, ihn ernst zu nehmen. Diese gesellschaftliche Konditionierung verdanken die USA ihrem Präsidenten. Donald Trump hat mit seiner Feuer-und-Zorn-Rhetorik und seiner latenten Aggression die Nerven blank gelegt. Nach 9/11 steigerten sich die USA in eine Kriegshysterie gegen den mutmaßlichen Terrorpaten Saddam Hussein hinein. Der Schritt zum Krieg war da nicht mehr groß.

So schwindet auch heute in Washington die realistische Einschätzung der Bedrohung aus Nordkorea. Wer freilich die Provokation aus Pjöngjang spiegelt, der kommt irgendwann zu einem Raketenalarm in Hawaii und endet womöglich mit einer nuklearen Eskalation. Zwischen Alarm und Alarmismus gibt es einen himmelweiten Unterschied. Nicht so bei Donald Trump. Die eigentliche Alarmmeldung sollte deshalb in Washington auf den Telefonen aufleuchten. Die Bedrohung geht von dem Mann aus, der die Gefahr herbeiredet.

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