Die neue Kraft für den Likud zeigt sich stets mit Baseball-Kappe auf dem mächtigen Schädel, hat die Arme reich verziert mit Tätowierungen und immer einen flotten Fluch auf den Lippen. Bekannt geworden ist Yoav Eliasi in Israel als rechter Rapper, man kennt ihn unter seinem Künstlernamen HaTzel, "der Schatten". Nun aber wurde er in Jerusalem als Lichtgestalt vorgestellt, die der Regierungspartei zu neuem Glanz verhelfen soll. Sein Beitritt zum Likud könnte bei der nächsten Wahl "fünf Sitze wert sein", schwärmte der Likud-Abgeordnete Oren Hazan und verwies auf 250 000 Fans, die dem 38-Jährigen "aus guten Gründen" in den sozialen Netzwerken folgen.
Für Hazan, der noch keinem Skandal aus dem Weg gegangen ist, war dies ein Coup. Für die Partei von Premierminister Benjamin Netanjahu allerdings könnte der Fall zum Problem werden. Denn der Weg des Rappers auf die politische Bühne führt durch ein veritables Trümmerfeld. Die größten Erfolge als Musiker liegen schon eine Zeit lang zurück, Anfang des Jahrtausends war Eliasi Teil der TACT Family, die den Hip Hop in Israel nach vorn brachte.
Danach hat er sich vor allem als Wüterich auf Facebook ausgetobt mit rechtsextremen und rassistischen Parolen. Seine größten Auftritte hatte er auf den Veranstaltungen linker Gruppierungen. Während des Gaza-Kriegs im Sommer 2014 zum Beispiel tauchte er mit seiner Anhängerschar, die sich "Die Löwen des Schattens" nennen, auf einer Demo in Tel Aviv auf und vermöbelte ganz kräftig die dort versammelten Friedensfreunde.
Der Abgeordnete Hazan, dem aus seiner Zeit als Casinobetreiber in Bulgarien selbst ein paar unappetitliche Geschichten über Prostitution und Drogen anhängen, warf sich ihm dennoch an die breite Brust. Milieugerecht lobt er ihn als "Bruder" und entwarf sogar eine Idee für die Prügeltruppe des Rappers, die zu einer "Likud-Garde" ausgebaut werden könnte. Die soll dann die Partei gegen die "feigen und kriecherischen Linken" verteidigen.
"Rechts und ohne Zickzackkurs"
Der "Schatten" ließ sich ob des Lobs nicht lumpen, und kündigte an, er wolle "den Likud wieder zu dem machen, was er einmal war - rechts und ohne Zickzackkurs." Beim Blick auf die derzeitige Partei räumte er freimütig ein, dass er "auf ein paar dieser Leute kotzen könnte". Nebenbei bekam auch noch Regierungschef Netanjahu sein Fett: "Er hat viel für dieses Land getan, aber jetzt brauchen wir frisches Blut."
Für die israelische Opposition ist dieser Auftritt natürlich eine Steilvorlage. Der Abgeordnete Yoel Hasson von der Zionistischen Union sieht nun "das wahre Gesicht des Likud" enttarnt. Der arabische Parlamentarier Ahmed Tibi twitterte, dass nun in Israel "die Demokratie in den Schatten gestellt" werde, und Ayman Odeh, der in der Knesset die Fraktion der Vereinigten Arabischen Liste anführt, sieht in dem Rapper "die hässliche und gewalttätige Inkarnation von Premierminister Netanjahus Aufhetzungs-Maschinerie".
Ob er ins Parlament will, lässt der Musiker erst einmal noch offen
Im Likud selbst herrschte erst einmal das große Schweigen. Allein Benny Begin, der ins Abseits geratene frühere Minister und Sohn des Ex-Premiermisters Menachim Begin, tat kund, dass ein Mann wie Yoav Eliasi nicht in die traditionsreiche Partei passe. Mittlerweile sprang ihm der Minister Tzachi Hanegbi bei, der vor einer "feindlichen Übernahme" warnte und forderte, den Parteibeitritt des Rappers noch zu verhindern. Er verwies dazu auf die Likud-Statuten, die es erlaubten, ein Aufnahmegesuch abzulehnen, um Schaden von der Partei abzuwenden.
Die Schlacht ist nun in vollem Gange, und Eliasi zeigt sich gewohnt kampfeslustig. Hanegbi nahm er wegen eines früheren Verfahrens aufs Korn, bei dem es um Meineid ging: "Wer wegen eines Verbrechens verurteilt ist, sollte mich nicht schimpfen", sagte er. Bei Begin lobte er erst einmal den Vater, um dann zu konstatieren, dass der "verrottete Apfel weit vom Stamm gefallen" sei. Überdies behauptete er dreist und ohne Beleg, dass Benny Begins Tochter zum Islam konvertiert sei und der Sohn zum Buddhismus. Von solchen Leuten, heißt das, lässt sich einer wie er nichts mehr sagen - und die Drohung schickt er gleich hinterher: "Wenn ich sage, dass wir den Likud säubern müssen, dann weiß er, dass sein Name dabei aufkommt."
Die eigenen Ambitionen ließ der "Schatten" dabei im Dunkeln. Derzeit denke er noch nicht daran, für das Parlament zu kandidieren, sagte er, "aber niemand weiß, was noch kommt."