Hartz IV:Die Show ist abgesagt

Der CDU-Politiker Jens Spahn widersetzt sich zu Recht der Aufforderung, einen Monat von der Sozialleistung zu leben.

Von Henrike Roßbach

Vier Wochen lang von Hartz IV leben, das hatten mehr als 200 000 Bürger in einer Petition von Jens Spahn gefordert. Macht er nicht, hat der CDU-Politiker sie nun beschieden. Zum Glück. Denn diese Art Showpolitik wäre auf so vielen Ebenen lächerlich, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Schon rein faktisch kann ein aktiver Bundesminister ein solches "Experiment" nicht authentisch gestalten, außer er überließe sein Ministerium einen Monat lang sich selbst. Es bliebe am Ende zwangsläufig bei einer peinlichen Armutssimulation.

Außerdem ist es nicht die persönliche Betroffenheit, die jemanden zu einem guten Politiker macht. Sondern die Fähigkeit, sich in fremde Lebenssituationen hineindenken zu können. Das aber ging Spahn in der Hartz-IV-Debatte völlig ab und ist ihm anzukreiden; dass er nie von Hartz IV gelebt hat und es auch nicht ausprobieren will, dagegen nicht.

Es war in Ordnung, dass Spahn bei Obstkuchen und geschlossenen Türen mit einer Hartz-IV-Empfängerin gesprochen hat. Auch wenn er damit schon wieder unterwegs war in ressortfremden Gefilden. Nun aber darf er gerne sein Amt als Gesundheitsminister antreten. Dass er das erfreulicherweise offenbar auch selbst vorhat, zeigen seine Ankündigungen zu einem Pflegeprogramm noch vor dem Sommer.

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