Harald Schmidts Ambitionen für die FDPVon einem sinkenden Schiff aufs nächste

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Vom Fernsehen in die Politik? Harald Schmidt bezeichnete sich kürzlich als "kommenden FDP-Vorsitzenden von Berlin-Mitte". Die amtierende Berliner Liberale Maren Jasper-Winter beweist Humor und freut sich über einen "hochinteressanten Gegenkandidaten". Der FDP-Mitgliedsantrag ist bereits auf dem Weg zu Schmidt.

Nakissa Salavati

Harald Schmidt sucht Arbeit, spätestens vom 3. Mai an. Dann geht seine "Harald-Schmidt-Show" bei Sat 1 zum letzten Mal auf Sendung. Der Privatsender präsentierte sich dem Entertainer gegenüber von seiner marktliberalen Seite, ganz nach dem Motto: Wer die Quote nicht hält, verliert seinen Job. Nun begibt sich Schmidt möglicherweise auf neue Wege, politische. Er sei der "kommende FDP-Vorsitzende von Berlin-Mitte", sagte er süffisant in der Abendschau des RBB am vergangenen Freitag.

Harald Schmidt, bald FDP-Politiker? Der Satiriker äußerte kürzlich politische Ambitionen - für die Berliner Liberalen.
Harald Schmidt, bald FDP-Politiker? Der Satiriker äußerte kürzlich politische Ambitionen - für die Berliner Liberalen. (Foto: dpa)

Rettet sich Schmidt nun von einem sinkenden Schiff aufs nächste? Auch bei der FDP und ihrem Berliner Bezirksverband Mitte stimmen die Quoten nicht: Die Hauptstadt-Liberalen verpassten mit 1,8 Prozent den Einzug ins Abgeordnetenhaus, in Berlin-Mitte sieht es mit einem Prozentpunkt weniger noch schlechter aus.

Der Entertainer zeigt sich davon unbeeindruckt. Im Tonfall eines langgedienten Politikers sagte er im RBB: "Wir alle sind aufgefordert, unseren Beitrag zu leisten, damit es mit diesem Land nachhaltig weitergeht." Seine vermeintliche politische Karriere sieht er offenbar in Berlin, denn "der Pulsschlag geht höher, wenn ich diese Stadt anfahre". Warum er seine Zukunft gerade in der FDP vermutet, verriet Schmidt indes nicht. Als Besserverdiener und Jaguar-Fahrer könnte er sich bei den Liberalen aber durchaus wohl fühlen.

Nun ist es nicht so, dass die FDP aus Berlin-Mitte händeringend nach einem Vorsitzenden sucht. Dr. Maren Jasper-Winter ist seit 2009 in dem Amt, das Schmidt offenbar gerne hätte. Auf ihren möglichen Gegenkandidaten angesprochen, reagierte die Unternehmensjuristin aber durchaus mit Humor - und einer Portion Kampfgeist: "Ich habe ihm schon einen Mitgliedsantrag und einen Brief geschickt, in dem ich meine Freude kundtue: Er wäre eine Bereicherung für die FDP." Persönlich hat sich Schmidt noch nicht bei ihr gemeldet. Auch auf eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung hat er bislang nicht reagiert. Also alles nur ein Scherz? "Ich nehme bei Schmidt nicht alles ernst, seine politische Ambition aber schon", sagte die 34-Jährige.

"Ein hochinteressanter Gegenkandidat" sei Schmidt, weil "er einen eigenen Kopf und eigene Ideen hat. Ich empfinde ihn als jemanden, der sich nicht vorschreiben lässt, was er sagt", so die Liberale. Im Gegensatz zu dem Entertainer sei sie bereits seit zwölf Jahren FDP-Mitglied in Berlin und habe daher "den Standortvorteil".

Der noch parteilose Schmidt ist in der Politik bisher weniger durch politischen Aktivismus als vielmehr durch spitze Worte aufgefallen. Seine Kritik verteilt er zur späten Sendezeit parteiübergreifend, auch an den Liberalen Guido Westerwelle. Diplomatie gehört eben nicht zu Schmidts Repertoire, muss es aber auch nicht. Schließlich nimmt das politische Geschäft selbst ab und an satirische Züge an. So kommentierte der FDP-Spitzenkandidat aus Schleswig-Holstein, Wolfgang Kubicki, erst vor ein paar Tagen Röslers Wachstumsbegriff spöttisch: "Was soll das denn sein? Familienwachstum? Haarwachstum?" Jasper-Winter beschreibt ihre Partei als eine, die vielfältig denkt. Sie kann sich Schmidt daher gut in der FDP vorstellen: "Er hat eine liberale Grundhaltung."

Nun warten die Berliner Liberalen ab, "wie sich das entwickelt". Schmidts einziger Kommentar bisher ist ironisch: In Zukunft gehe es "auf der Erfolgsleiter weiter nach oben", sagte er im RBB und konnte sich das Lachen dabei kaum verkneifen.

Mit Material von dapd.

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