Hans-Insel:Der "Whisky-Krieg" ist vorbei

Hans-Insel: Auf Hans Island beziehungsweise Hans Ø oder Grönländisch/Inuktitut Tartupaluk - ᑕᕐᑐᐸᓗᒃ - gibt es nicht viel, aber ab und an ein bisschen Whisky.

Auf Hans Island beziehungsweise Hans Ø oder Grönländisch/Inuktitut Tartupaluk - ᑕᕐᑐᐸᓗᒃ - gibt es nicht viel, aber ab und an ein bisschen Whisky.

(Foto: wikimedia/Toubletap/CC BY-SA 3.0/wikimedia)

Jahrzehntelang haben sich Dänemark und Kanada über die winzige Hans-Insel vor Grönland gestritten. Das führte zu einem kuriosen Ritual.

Die Hans-Insel hat nicht viel zu bieten. Sie ist nur etwa 1,3 Quadratkilometer groß, unbewohnt und verfügt über keine bekannten Rohstoffe. Dennoch war der karge Felsen in der Nares-Wasserstraße zwischen der kanadischen Ellesmere-Insel und Grönland Schauplatz eines Konflikts, der Generationen von Diplomaten beschäftigt hat.

Grönland gehört zum dänischen Königreich, das für die Außen- und Verteidigungspolitik der Arktisinsel zuständig ist. Bei einem Grenzabkommen im Jahr 1973 hatten Dänemark und Kanada die kleine Insel außen vor gelassen und sie seitdem beide als ihr Eigentum beansprucht.

Hans-Insel: Die Hans-Insel liegt in einer Wasserstraße zwischen Kanada und Grönland.

Die Hans-Insel liegt in einer Wasserstraße zwischen Kanada und Grönland.

(Foto: staff/AP; AP)

Das führte einige Jahre lang zu einem kuriosen Ritual: Bei jeder Expedition auf die Insel etwa 1100 Kilometer südlich des Nordpols wurde die Flagge des jeweils anderen Landes entfernt und die eigene gehisst. Zugleich ließ man dem anderen eine Flasche mit landestypischem Schnaps da: Der "Whisky-Krieg" war geboren.

Nun haben Dänemark und Kanada den fast 50 Jahre andauernden Konflikt beendet und eine Landgrenze auf der zwischen beiden Ländern umstrittenen Insel geschaffen. "Ich glaube, es war der freundlichste aller Kriege", sagte Kanadas Außenministerin Mélanie Joly bei einer Zeremonie in Ottawa zusammen mit dem dänischen Außenminister Jeppe Kofod und dem grönländischen Premierminister Múte B. Egede. Die Hans-Insel habe im vergangenen halben Jahrhundert 26 kanadische Außenministerinnen und Außenminister beschäftigt, bemerkte Joly: "Ja, Sie können lachen."

Hans-Insel: Selbstverständlich tauschen die Außenminister Dänemarks und Kanadas, Jeppe Kofod (Mitte) und Mélanie Joly (rechts), zum Ende des Whisky-Kriegs zwei Flaschen Schnaps aus.

Selbstverständlich tauschen die Außenminister Dänemarks und Kanadas, Jeppe Kofod (Mitte) und Mélanie Joly (rechts), zum Ende des Whisky-Kriegs zwei Flaschen Schnaps aus.

(Foto: Justin Tang/AP)

Angesichts von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine betonte Joly die Bedeutung der friedlichen Einigung in einem Grenzstreit: "Wir wissen, dass wir diplomatisch zusammenarbeiten können, um Streitigkeiten auf der Grundlage von Regeln und Prinzipien beizulegen."

Dänemarks Außenminister Kofod ergänzte: "Diplomatie und Rechtsstaatlichkeit funktionieren tatsächlich." So friedlich der Konflikt auch verlaufen sei, selbst diese Art von Kampf brauche ein Ende. Nach der Unterzeichnung der Einigung tauschten sie zwei Flaschen Schnaps aus.

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