Hannover (dpa/lni) - Bei einer Demonstration von Mitgliedern der „Querdenken“-Bewegung hat die Polizei am Samstagnachmittag in Hannover einige Verstöße gegen Corona-Schutzregeln festgestellt. So trugen einige der rund 190 Teilnehmer auf dem Waterlooplatz den Angaben zufolge keinen Mund-Nasen-Schutz und hielten nicht den geforderten Abstand zu anderen ein. Alle festgestellten Verstöße seien „konsequent geahndet“ worden, hieß es. Die Ordnungskräfte hatten mit einer Teilnehmerzahl im unteren vierstelligen Bereich gerechnet.
Zwei Personen seien von der Bühne verwiesen worden, aus der Zuhörerschaft habe es nach Kontrollen dann Proteste gegeben. Einen weiteren Demonstranten hätten die Beamten „mit unmittelbarem Zwang“ ausschließen müssen, schrieb die Polizei auf Twitter. Laut Augenzeugen wurden mehrere Personen abgeführt. Die Demonstranten wollten ihren Unmut über die Corona-Politik äußern. Als Redner bei „Querdenken 511“ hatte sich unter anderem der Gründer der Bewegung, Michael Ballweg, angekündigt.
Der niedersächsische Verfassungsschutz hatte Teile der „Querdenken“-Bewegung im Mai zunächst für zwei Jahre zum Verdachtsobjekt bestimmt. Aufgrund ihrer Merkmale sei sie für rechtsextremistische Organisationen anschlussfähig und weise teilweise Züge verfassungsfeindlichen Denkens auf, heißt es im jüngsten Verfassungsschutzbericht. Immer wieder kam es bei den Demonstrationen auch zu Übergriffen etwa auf Journalisten.
Im vergangenen Herbst hatte der Auftritt einer jungen Frau auf einer Rednerbühne in Hannover für Aufsehen gesorgt. „Jana aus Kassel“ hatte dabei Parallelen zwischen sich und der von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpferin Sophie Scholl gezogen. Sowohl im Netz als auch in der Politik schlug dies hohe Wellen und löste heftige Kritik aus.
Insgesamt waren laut Polizei für das Stadtgebiet von Hannover sechs Versammlungen angezeigt worden, die allesamt friedlich verlaufen seien. Gegen 15.00 Uhr setzte sich nach ihren Angaben ein Autokorso mit rund 25 Fahrzeugen und 50 Teilnehmern von der Ritter-Brüning-Straße in Bewegung, um durch die Innenstadt zu fahren. Er stand unter dem Motto „Grundgesetz, Freiheit und Selbstbestimmung“.
Auf dem Georgsplatz gab es außerdem eine Kundgebung der neuen Partei des Autors, Friedensaktivisten und früheren Unions-Bundestagsabgeordneten Jürgen Todenhöfer. Sie endete gegen 18.00 Uhr und zählte nach Polizeiangaben „in der Spitze“ 100 Teilnehmern.
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