Süddeutsche Zeitung

Hannelore-Kohl-Stiftung:"Infame Unterstellung"

Die Hannelore-Kohl-Stiftung arbeite nicht mehr im Sinne seiner verstorbenen Frau, findet der Altkanzler. Der Vorstand der Stiftung weist jedoch all seine Vorwürfe zurück - und will Kohl als Stiftungsnamen behalten.

Der Vorstand der Hannelore-Kohl-Stiftung hat Vorwürfe Helmut Kohls als "infame Unterstellung" zurückgewiesen. Der Altkanzler hatte vergangene Woche den Ehrenvorsitz der nach seiner verstorbenen Frau benannten Stiftung im Streit um eine neue Satzung niedergelegt. Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, soll am 13. Juli über die Zukunft der Stiftung entschieden werden, die Menschen mit Hirnverletzungen hilft.

In einer gemeinsamen Sondersitzung wollen Vorstand und Kuratorium dann über ein strittiges Vorhaben Kohls beraten. Der 79-Jährige hatte Anfang dieses Jahres in einem Schreiben eine "Verschlankung" der Stiftung gefordert und eine neue Satzung vorgeschlagen. Danach hätte er als Ehrenvorsitzender die Führung der Stiftung übernehmen können, wäre für die Berufung der Vorstandsmitglieder zuständig und hätte sogar die Nachfolge bestimmen können.

Das Kuratorium mit der Präsidentin Ute Ohoven, die Kohl selbst als Nachfolgerin seiner 2001 verstorbenen Frau Hannelore ausgesucht hatte, sollte dafür aufgelöst werden.

In der Abstimmung über diese neue Satzung im April musste Kohl, der sich von einem Anwalt vertreten ließ, eine Niederlage einstecken. Aus anhaltender Verärgerung darüber hatte der Altkanzler in der vergangenen Woche seinen Ehrenvorsitz niedergelegt und verlangt, dass die Stiftung nicht mehr den Namen seiner verstorbenen Frau tragen darf.

"Es ist eine infame Unterstellung, uns vorzuwerfen, wir würden das Vermächtnis von Hannelore Kohl nicht erfüllen", beklagte Vorstandsmitglied Klaus Mayer im Spiegel. Der Neurologe war ein enger Vertrauter Hannelore Kohls und baute mit ihr seit Herbst 1983 die Hilfsorganisation auf.

"Ich gehe davon aus, dass die Stiftung weiter Hannelore Kohls Namen tragen wird", erklärt Mayer, "und Frau Ohoven unsere Präsidentin bleibt." Beide versuchen seit Anfang des Jahres, mit Kohl über seine Vorwürfe zu sprechen; Besuche und Telefonate wurden allerdings immer mit Hinweis auf die angegriffene Gesundheit des Altkanzlers abgelehnt.

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