Handelsstreit:Gefährlicher Überschuss

China exportiert zu viel und importiert zu wenig. Aber das lässt sich nicht so einfach ändern, wie Trump glaubt.

Von Claus Hulverscheidt

Wenn dieser Tweet ihres Präsidenten tatsächlich die Realität widerspiegelte, dann müsste den Amerikanern wahrlich angst und bange werden. Die Volksrepublik China, so schrieb Donald Trump am Montag, werde zum Abbau ihres gewaltigen Handelsüberschusses künftig praktisch die gesamte Jahresproduktion der US-Landwirte aufkaufen. Wäre es so, bliebe für die US-Bürger selbst wenig übrig. Das ist natürlich Unsinn und zeigt einmal mehr, dass es Trump weniger um die systematische Beseitigung weltwirtschaftlicher Ungleichgewichte als um das Produzieren fetter Schlagzeilen geht.

Dabei ist es durchaus vernünftig, dass die Chinesen mehr in den USA einkaufen wollen, denn ihr Exportüberschuss ist mit zuletzt 375 Milliarden Dollar viel zu hoch und ein beständiger Gefahrenherd für das globale Wirtschafts- und Finanzsystem. Auch gehört die Pekinger Regierung weltweit zu den wenigen, die den Abbau des Überschusses dank ihres Einflusses auf die staatlich gelenkte Wirtschaft gewissermaßen anordnen kann.

Eine Senkung um 200 Milliarden Dollar binnen zwei Jahren, wie Trump sie verlangt, ist aber utopisch, sollen nicht Chinas Exporte in die USA praktisch zum Erliegen kommen und globale Produktionsketten zerstört werden. Um längerfristige Folgen seines Tuns jedoch hat Trump sich nie geschert.

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