Süddeutsche Zeitung

Anschlag in Hanau:Deutschland trauert

In Hanau, Köln und anderen Städten, bei Fußballspielen, in der Bütt und auf der Berlinale gedenken Tausende der Opfer des Anschlags. Der Tag in Bildern.

In der Nähe des Tatortes am Hanauer Heumarkt wurden Blumensträuße niedergelegt.

Auch vor dem Denkmal für die Gebrüder Grimm, deren Heimatstadt Hanau ist, liegen Kerzen und Blumen.

Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, tröstet eine Frau vor einem Kiosk in Hanau.

Rund 3000 Menschen haben nach Angaben der Polizei am Samstag in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung demonstriert. Sie zogen mit Plakaten und zum Teil mit kurdischen Flaggen vom ersten Tatort am Heumarkt zum zweiten Tatort am Kurt-Schumacher-Platz. Mehrere der Opfer waren Kurden.

Eine Frau hält beim ein Plakat in die Höhe: "Bin ich die nächste?" fragt sie darauf.

Die Fußballspiele am Samstag begannen alle mit einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags in Hanau. Hier gedenken Spieler und Publikum vor dem Zweitligaspiel des FC St. Pauli gegen den Hamburger SV im Volksparkstadion in Hamburg-Altona der Opfer.

Ebenso vor dem Erstligaspiel von Werder Bremen gegen Borussia Dortmund. Der ehemalige Bundesliga-Profi Jan Rosenthal plädierte derweil für ein andere Art des Gedenkens bei Fußball-Spielen nach Ereignissen wie der mutmaßlich rassistischen Gewalttat von Hanau. "Ich fände es deutlich sinnvoller, wenn statt einer Trauersymbolik kraftvolle Signale gesendet werden", sagte Rosenthal in einem am Samstag veröffentlichten Interview. Das könne ein gemeinsamer Gesang sein, "der zeitgleich und über alle Fangruppen hinweg lautstark durch alle Bundesliga-Stadien hallt - und damit die notwendige Energie versprüht, die es braucht, um geschlossen gegen Rassismus vorzugehen".

Mit Plakaten nehmen Kölner Bürger am Samstag an einer Kundgebung des Aktionsbündnisses "Köln gegen Rechts" teil, hier vor dem Dom im Karnevalskostüm.

Auch Henriette Reker (rechts), Oberbürgermeisterin von Köln, ist dabei.

In vielen deutschen Städten gibt es Kundgebungen. Hier gedenken Bürger der Anschlagsopfer auf dem Erfurter Anger.

Die Frage, ob man Karnevalsfeiern nach dem Anschlag nicht lieber absagen sollte, beantwortete am Freitagabend der Mainzer Sitzungspräsident Andreas Schmitt mit Furore. Als "Obermessdiener" hielt er eine ernste Büttenrede gegen Hass und Rechtsextremismus: "Die Morde von Hanau, die Schüsse auf die Synagoge in Halle - ob Juden, Christen, Muslime, das war ein Angriff auf alle." Auch die AfD kritisierte er in seiner Rede scharf und sagte: "Wir leben hier zusammen, die Demokratie wird triumphieren, dieses Land werdet ihr niemals regieren." Nach seinem Auftritt gab es stehende Ovationen, im Internet wurde der Mitschnitt vielfach geteilt.

Auch auf der Berlinale ist der Anschlag von Hanau Thema: Nach der Vorstellung seines neuen Films "Persian Lessons" kamen dem Schauspieler Lars Eidinger die Tränen, als er darüber sprach, wie sehr die Gesellschaft von Hass und Missgunst "vergiftet" sei. In dem Film spielt Eidinger einen Nazi im Zweiten Weltkrieg, der ein Fantasie-Farsi lernt bei einem Juden, der sich, um zu überleben, als Perser ausgibt.

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