Hamburg: SPD-Kandidat Olaf Scholz:Der Rückkehrer

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Olaf Scholz hat als Minister und SPD-Generalsekretär in Berlin Karriere gemacht. Nach dem Bruch der schwarz-grünen Koalition in Hamburg will er nun Bürgermeister werden - und seine Partei in ihrer einstigen Hochburg wieder an die Macht bringen.

Jens Schneider

Es stand so schlimm um Hamburgs SPD, dass Olaf Scholz gar nicht mehr anders konnte. Er musste in die Niederungen der Lokalpolitik zurückkehren, die er vor Jahren in Richtung Bundespolitik verlassen hatte.

Olaf Scholz wird Spitzenkandidat der SPD für die Hamburger Bürgerschaftswahl. Der 52-Jährige ist stellvertretender Bundesparteichef. (Foto: dapd)

Im Sommer 2009 gab es Tage, an denen Hamburgs Sozialdemokraten kaum wussten, welcher Skandal ihnen eigentlich peinlicher sein sollte. Da war die immer noch unaufgeklärte Affäre um gestohlene Stimmzettel bei einer internen Urwahl über den Bürgermeister-Kandidaten. Es gab staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen den Parteisprecher Bülent Ciftlik. Und in einigen Bezirken kämpften die Genossen mehr gegeneinander als gegen CDU oder Linke und verprellten so treue Anhänger. Die SPD an Alster und Elbe, die einst Größen wie Helmut Schmidt und Herbert Wehner hervorgebracht hatte und viele Jahrzehnte mit absoluter Mehrheit in der Bürgerschaft regierte, spielte als Opposition zur schwarz-grünen Koalition keine Rolle mehr.

In dieser Situation ließ sich der einstige Bundesarbeitsminister und heutige stellvertretende Bundesparteichef Olaf Scholz in die Pflicht nehmen. Der Altonaer übernahm zum zweiten Mal den Vorsitz der Partei, die er schon von 2000 bis 2004 geführt hatte. Der 52-jährige Jurist ist kein Mann, der krachende Reden halten kann und auch kein Aufräumer. In seiner Zeit als SPD-Generalsekretär wurde Scholz wegen seiner hölzernen Rhetorik als "Scholzomat" verspottet. Aber diesen Ruf hat er längst abgelegt. Scholz ist eher ein Mann des hintersinnigen und leisen Humors, der schon manche überfordert hat.

Innerhalb eines Jahres hat Scholz die Hamburger SPD mit scharfen Schnitten aus dem Tal geführt. Er trennte sich schnell vom belasteten Parteisprecher Ciftlik. Mit deutlichen, oft sehr knappen Ansagen nach innen und außen gab er die Richtung vor. Zugleich integrierte er mit öffentlichen Angeboten auch jene Genossen wieder, die sich wegen der Querelen und Intrigen der letzten Jahre zurückgezogen hatten oder als politische Heckenschützen auffielen. Die Partei wolle Führung, sie werde sie bekommen, kündigte er an. Das Versprechen nahm die Basis dankbar. Sie bestätigte Scholz im Sommer mit 96,7 Prozent als Vorsitzenden. Die Partei ist geschlossen wie seit Jahren nicht mehr.

Jetzt wird Scholz in der einstigen SPD-Hochburg zeigen müssen, ob es eine Renaissance für die SPD geben kann. Schon seit Wochen forderte er angesichts des siechen Zustands der schwarz-grünen Koalition Neuwahlen. Dabei hatte Scholz bis zu diesem Wochenende noch nicht mal erklärt, ob er Spitzenkandidat sein will. Aber er ließ durchblicken, dass ihn diese Aufgabe reizen würde. Am Sonntag machte Scholz dann aber klar: "Ich will Bürgermeister werden."

Die Aussichten für einen Erfolg bei vorgezogenen Wahlen sind nicht schlecht. Selbst die Hamburger Medien, die die SPD bisher eher kritisch begleiteten, haben sich längst von der nun gescheiterten schwarz-grünen Koalition abgewandt und begegnen Scholz mit Sympathie. In den aktuellen Umfragen liegt die Hamburger SPD klar vor der CDU. Auch im direkten Duell hängt Scholz den seit Ende August amtierenden Bürgermeister Christoph Ahlhaus deutlich ab.

© SZ vom 29.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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