Hamburg:Neuer Senat gewählt

Der neue Senat von Olaf Scholz ist von der Hamburger Bürgerschaft bestätigt worden. 62 von 119 Abgeordneten votierten für die zehn Senatoren, fünf Frauen und fünf Männer.

Lange hat Olaf Scholz ein Geheimnis daraus gemacht, wie der neue Senat ausssehen soll. Lediglich die Personalie Frank Horch war vorab bekannt. Mit dem früheren Präsidenten der Handelskammer wollte Olaf Scholz auch eher wirtschaftsliberale Wähler ansprechen. Dem neuen Senat werden fünf Frauen und fünf Männer angehören, die meisten von ihnen sind außerhalb Hamburgs nur wenig bekannt. sueddeutsche.de stellt die neue Regierung vor:

Dorothee Stapelfeldt (Wissenschaft und Forschung, Zweite Bürgermeisterin):

Die 54-Jährige hat bereits eine lange politische Karriere in der Hamburger SPD hinter sich. Die gebürtige Hamburgerin ist seit 1986 Bürgerschaftsabgeordnete, war zuletzt Wissenschaftsexpertin ihrer Fraktion. In der SPD ist die promovierte Kunsthistorikerin bereits seit 1978. Während dieser Zeit war sie auch AStA-Vorsitzende der Hamburger Universität (bis 1980). Ihr bislang höchstes Amt als Präsidentin der Hamburger Bürgerschaft bekleidete sie zwischen 2000 und 2004 sowie in den vergangenen gut zwei Wochen. Von 1994 bis 2000 sowie von 2004 bis 2007 war die aus dem linken Parteilager stammenden Politikerin zudem SPD-Landesvize.

Jutta Blankau (Stadtentwicklung und Umwelt):

Auf die 56-Jährige kommt vor allem Aufgabe zu, Scholz' Wahlversprechen umzusetzen, jedes Jahr 6000 neue Wohnungen in Hamburg bauen zu lassen. Die gelernte Versicherungskauffrau und studierte Juristin kommt eigentlich aus der Gewerkschaftsszene. Zuletzt war sie Bezirksleiterin der IG Metall Küste (2005-2011). Die gebürtige Hamburgerin ist seit 1979 SPD-Mitglied. Im selben Jahr war sie wie Stapelfeldt AStA-Vorsitzende der Universität Hamburg. Zwischen 2002 und 2006 war sie zudem stellvertretende SPD-Vorsitzende in Hamburg.

Barbara Kisseler (Kultur):

Die 61-Jährige tritt ein schweres Erbe an. Die schwarz-grüne Vorgängerregierung hat die Kulturszene durch ihre Sparbeschlüsse derart in Rage gebracht, dass das Misstrauen weiter groß ist. Die im nordrgein-westfälischen Asperden geborene Theaterwissenschaftlerin kann auf einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Kultureinrichtungen verweisen. So leitete die parteilose Politikerin die Kulturämter von Hilden und Düsseldorf, ehe sie in das niedersächsische Kulturministerium wechselte. Von 2003 an war sie in Berlin Kulturstaatssekretärin, um 2006 die Leitung der Senatskanzlei des Landes Berlin zu übernehmen.

Jana Schiedek (Justiz und Gleichstellung):

Die 36-Jährige ist das jüngste Kabinettsmitglied und gilt politisch bislang als noch relativ unerfahren. Die gebürtige Hamburgerin ist seit 1999 SPD-Mitglied und war zwischen 2008 und 2011 Abgeordnete in der Hamburger Bürgerschaft, wo sie als rechtspolitische Sprecherin ihrer Fraktion fungierte. Erstmals in Kontakt mit dem Landesparlament kam sie im Jahr 2000, als sie wissenschaftliche Mitarbeiterin des damaligen SPD-Rechtsexperten Rolf-Dieter Klooß war. Zuletzt arbeitete Schiedek als Beamtin bei der Hamburger Hafenbehörde Port Authority.

Cornelia Prüfer-Storcks (Gesundheit und Verbraucherschutz):

Die 54-Jährige übernimmt eine Behörde mit einem neuen Ressortzuschnitt. Das bisherige Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg soll nach dem Wunsch von Scholz unter anderem dafür sorgen, dass sich der Gesundheitsstandort Hamburg gut entwickelt. Politische Erfahrung bringt die Journalistin aus ihrer Zeit als Staatssekretärin im Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit in Nordrhein-Westfalen mit. Die in Essen geborene Politikerin ist SPD-Mitglied.

Frank Horch (Wirtschaft, Verkehr und Innovation):

Der 63 Jahre alte Manager und frühere Präses der Handelskammer ist studierter Schiffsbauer. Er hat in verschiedenen Unternehmen gearbeitet, zuletzt bei der Werft Blohm + Voss, wo er Mitglied der Geschäftsführung bei der Shipyards & Services GmbH war. Horch, geboren im niedersächsischen Geversdorf, lebt in Buxtehude, ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und zwei Enkelkinder. Er sitzt als Parteiloser im SPD-Senat, war aber schon vorher nie unpolitisch. Bereits als Handelskammerpräses sprach er sich etwa für die Elbvertiefung, für längere Laufzeiten für Atomkraftwerke und gegen die Schulreform aus.

Michael Neumann (Inneres und Sport):

Der 41-Jährige war bislang SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bürgerschaft. Bereits seit 1997 als Abgeordneter im Parlament des Stadtstaates vertreten, war er von 2004 an Oppositionsführer. Der gebürtige Dortmunder gilt als scharfzüngiger Redner und ausgewiesener Innenexperte. Neumann ist Bundeswehr-Offizier und Diplom-Politologe, arbeitete 2010 auch als Lehrbeauftragter Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, wo er von 1992 an auch studiert hat. In der SPD ist der 41-Jährige seit 1989. Neumann gilt als begeisterter Jogger, Segler und Skifahrer.

Peter Tschentscher (Finanzen):

Der 45-Jährige dürfte einen der schwierigsten Jobs im Senat haben. Scholz hat mit einer maximalen Steigerung von jährlich einem Prozent im Betriebshaushalt bereits einen harten Sparkurs vorgegeben. Außerdem drücken rund 25 Milliarden Euro Schulden den Stadtstaat. Der habilitierte Oberarzt im Diagnostikzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf - seit 2008 in der Bürgerschaft - gilt als ausgewiesener Finanzexperte, war zuletzt auch finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Der gebürtige Bremer ist seit 1989 SPD-Mitglied.

Ties Rabe (Schule und Berufsbildung):

Der 50-Jährige kommt vom Fach. Seit 2006 unterrichtet der gebürtige Hamburger als Gymnasiallehrer Religion, Deutsch und Geschichte. In der SPD-Fraktion, der er seit 2008 angehört, war er bislang schulpolitischer Sprecher. Zwischen 1990 und 2002 war Rabe Redaktionsleiter, anschließend führte er bis 2006 die Geschäfte der SPD Hamburg, der er seit 1993 angehört. Zu seinen Hobbys zählt Rabe "mit der Modelleisenbahn spielen", Motorrad fahren, Klavier, Synthesizer und Saxophon spielen sowie Musik hören.

Detlef Scheele (Arbeit, Soziales, Familie und Integration):

Der 54-Jährige ist Scholz aus seiner Zeit als Bundesarbeitsminister wohl bekannt. Scheele war damals Staatssekretär in seinem Ministerium. Der gebürtige Hamburger gilt als Kenner des Arbeitsmarkts, war zuletzt Alleingeschäftsführer der Hamburger Werkstatt GmbH - ein Unternehmen, dessen oberstes Ziel es nach eigenen Angaben ist, behinderten Menschen einen qualifizierten und individuellen Job anzubieten. Der verheiratete Vater dreier Kinder hat an der Universität Hamburg Politik-, Sport- und Erziehungswissenschaften studiert und das Gymnasiallehrer-Staatsexamen abgelegt. Zwischen 1985 und 1987 war er persönlicher Referent des damaligen Hamburger SPD-Chefs Ortwin Runde.

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