Hamas-Führung und Israels Regierung:Todesdrohungen

Als Vergeltung für den Raketenangriff auf Scheich Ahmed Jassin will die Hamas offenbar "die prominentesten zionistischen Führer, darunter den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon", töten. Israel hat unterdessen die Hamas und ihren neuen Führer Rantisi zu "strategischen Zielen" erklärt.

Wie der politische Führer der Untergrundorganisation, Chaled Maschaal, am Mittwoch erklärte, müssten entsprechende Möglichkeiten ausgelotet werden. Der neue Hamas-Führer Abdel Asis el Rantisi schloss unterdessen einen Waffenstillstand mit Israel aus, "solange wir unter (...) Besatzung sind".

Die Vereinigten Staaten nahm der neue Hamas-Chef von möglichen Racheaktionen seiner Organisation aus: "Wir haben oftmals gesagt, wir werden nur auf unseren Feind, die Besatzer, zielen", sagte der 56-Jährige. Ein Hamas-Sprecher hatte nach Jassins Tötung die Mitverantwortung der USA betont.

Israel hat unterdessen erklärt, die Hamas und Rantisi würden als "vorrangige strategische Feinde" eingestuft. Das berichtete der israelische Rundfunk unter Berufung auf das Umfeld von Verteidigungsminister Schaul Mofas.

Tote bei israelischer Offensive

Bei israelischen Militäraktionen im Gazastreifen und an der Grenze zu Libanon kamen heute erneut vier Palästinenser ums Leben. Mit den Offensiven wollten die Streitkräfte nach eigenen Angaben mögliche palästinensische Vergeltungsaktionen nach Jassins Tod verhindern. Soldaten erschossen in der Nacht auf Mittwoch zwei bewaffnete Palästinenser, die in die jüdische Siedlung Morag eindringen wollten. Eine Tasche mit Sprengstoff sei sichergestellt worden. Die Hamas bekannte sich zu dem versuchten Angriff.

Israelische Kampfhubschrauber eröffneten am Dienstagabend das Feuer auf palästinensische Extremisten in Südlibanon. Zwei Menschen wurden getötet, ein weiterer verletzt, wie aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete.

An einem Kontrollposten im Westjordanland hielten israelische Soldaten am Mittwoch einen jungen Palästinenser auf, der einen Sprengstoffgürtel trug. Augenzeugen berichteten, der Junge sei etwa zehn bis zwölf Jahre alt gewesen.

Der palästinensische Präsident Arafat sprach sich gegen eine Tötung von Zivilpersonen aus. Dies gelte für Palästinenser wie Israelis. Der israelische Generalstaatschef Mosche Jaalon hatte zuvor angedeutet, die gezielten Tötungen könnten auch auf Arafat ausgeweitet werden.

Angriffe gegen amerikanische Ziele seien nicht geplant, betonte der neue Hamas-Führer im Gazastreifen, Abdel Asis Rantisi. Nach dem Tod Jassins am Montag hatte die Hamas zunächst mögliche Anschläge gegen US-Einrichtungen angedeutet.

Mit überwältigender Mehrheit verurteilte die UN-Menschenrechtskommission am Mittwoch die Tötung Jassins. Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), Kuba und Simbabwe hatten einen entsprechenden Resolutionsentwurf eingebracht.

Die USA und Australien stimmten gegen den Beschluss, 18 Länder enthielten sich. In einer weiteren Erklärung der Kommission wurde allgemein die israelische Politik der gezielten Tötung von palästinensischen Extremisten gerügt.

Der israelische Botschafter Yaakov Levy kritisierte die Entscheidung. Die Menschenrechtskommission leiste "dem verachtenswertesten und abscheulichsten Übel, dem Terrorismus" Unterstützung und spreche Israel das Recht ab, sich dagegen zu verteidigen. US-Botschafter Richard Williamson erklärte, die Verurteilung erschwere den Friedensprozess im Nahen Osten.

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