Halle an der Saale soll Standort für das geplante Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation werden. Das schlägt eine Auswahlkommission vor, wie die SPD-Bundestagsabgeordnete Katrin Budde mittteilte. Sie ist die Vorsitzende der Jury. Fünf Bewerbungen waren im Rennen. Neben Halle waren das Frankfurt(Oder), Eisenach, Jena sowie das Duo Leipzig und Plauen.
Das Zukunftszentrum soll die Leistungen der deutschen Vereinigung würdigen und die Erfahrungen daraus für künftige Umbrüche und Krisen nutzbar machen. Es soll Begegnungs- und Forschungsstelle zugleich sein. Für die Gewinnerstadt bedeutet die Auswahl nicht nur Prestige, sondern eine Millioneninvestition.
Reden wir über Geld:"Es gibt bis heute eine akustische Mauer zwischen Ost und West"
In der DDR war er ein Star, nach der Wiedervereinigung wurde es schwieriger: Ein Gespräch mit dem Schlagersänger Frank Schöbel über unerwünschte Statussymbole, ein Treffen mit dem Stasi-Chef und den Grund, warum er nie in den Westen geflohen wäre.
Halles Bürgermeister, Egbert Geier, hatte während des Auswahlprozesses unter anderem auf die Proteste hingewiesen, die es in Halle an der Saale gegen das DDR-System gegeben habe - früher als in Plauen oder Leipzig.
Nach einem Architekturwettbewerb soll bis 2028 ein "Gebäude mit einer herausgehobenen modernen Architektur" für bis zu 200 Millionen Euro gebaut werden. Für den Betrieb sind 40 Millionen Euro im Jahr vorgesehen. Bis zu eine Million Menschen soll das Zentrum jedes Jahr anziehen. Für den Ostbeauftragten Carsten Schneider ist es "eines der wichtigsten Projekte für die Festigung der Deutschen Einheit und des Zusammenhalts in Europa". Es gilt bislang als das größte einzelne Bauprojekt der Bundesregierung in diesem Jahrzehnt.
Der Auswahlprozess des Standorts zog sich über Monate hin. Die Jury hat alle Bewerberstädte besucht und die jeweiligen Konzepte kritisch hinterfragt. Dem Gremium gehörten unter anderen auch die frühere Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Stasi, Marianne Birthler, der ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière, Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck und die frühere FDP-Vize Cornelia Pieper an. Die Bundesregierung will sich nach der Standortempfehlung der Jury richten.
Wie das Zentrum einmal arbeiten wird, ist bisher wenig greifbar. Es geht zurück auf eine Empfehlung der Kommission "30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit", an der Platzeck ebenfalls federführend beteiligt war. Im Abschlussbericht hieß es damals: "In diesem Zukunftszentrum soll ein entscheidender Knotenpunkt entstehen, um Umbruchkompetenzen zu bündeln, Lebensleistung zu würdigen, Bürgerdialoge zu führen, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu organisieren sowie - im intensiven internationalen Austausch - kluge Strategien für die Transformationsprozesse der kommenden Jahrzehnte zu entwickeln."
Die Bundesregierung formulierte den Auftrag so: "Hier sollen die Bedingungen für eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaften erforscht und Lebensleistungen gewürdigt werden." Das Zentrum werde Raum bieten für Kultur, Dialog und lebendige Diskussionen.