In der kollektiven Verarbeitung von Schrecken ist "der Tag danach" zu einer eigenen Kategorie geworden, und besonders beruhigend wirkt an solchen Tagen alles Gewöhnliche. Besonders beruhigend wirkt also an diesem Morgen, dass sich der Marktplatz in Halle schon vor Sonnenaufgang mit Alltäglichem auflädt. Straßenbahnen verteilen Frühaufsteher in der Stadt, Händler bauen ihre Stände auf und stapeln Gemüsekisten zu Auslagen. Bei der "Harzer Blasenwurst" steht schon eine Werbetafel am Wagen, nebenan feuert eine mobile Einheit der Bäckerei Just den Ofen an. Ein Aufsitzer der Stadtreinigung fegt über den Platz, gefühlt kaum größer als ein Saugroboter, aber bestimmt zehn Mal so laut.
Anschlag in Halle:Der Tag danach
"Wer das rechtfertigt, der macht sich mitschuldig." Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag in Halle.
(Foto: Ronny Hartmann/AFP)In Halle beseitigen sie am Donnerstag die Spuren des rechten Terrors, sie trauern, leise oder laut. Und über all dem leuchtet in der Stadt diese Frage: Wo leben wir?
Von Georg Mascolo und Cornelius Pollmer, Halle
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