Süddeutsche Zeitung

Sachsen-Anhalt:Wachleute attackieren Asylbewerber in Halberstadt

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In einer Zentralen Anlaufstelle für Geflüchtete (Zast) in Sachsen-Anhalt ist es zu Übergriffen von Mitarbeitern des privaten Wachdienstes auf einen Asylsuchenden gekommen. Das teilte das Landesinnenministerium in Magdeburg mit. Auf zwei bei Youtube hochgeladenen kurzen Videos ist zu sehen, wie vier Wachleute in Halberstadt auf zwei rangelnde Flüchtlinge zugehen. Später stoßen zwei der Wachmänner die beiden zu Boden. Einer schlägt und tritt einen der Flüchtlinge. Im zweiten Video ist zu sehen, wie ihm zwei andere Wachmänner jeweils einmal das Bein stellen und ihn zu Boden werfen.

Die Videosequenzen sind mit dem Datum 14. April 2019 versehen. Das Ministerium hat von dem Vorgang nach eigenen Angaben am Freitagvormittag erfahren. Die vier beteiligten Wachleute sind nach Angaben des Innenministers von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht (CDU), sofort suspendiert worden. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und Beihilfe durch Unterlassen. Laut Stahlknecht wurde damit begonnen, eine Ermittlungsgruppe einzurichten, um den Vorgang lückenlos aufzuklären. "Es gibt Dinge, die gehen überhaupt nicht. Punkt", sagte Stahlknecht.

Die beiden Sequenzen müssten nun gesichert und ausgewertet werden. Außerdem sei zu prüfen, ob es in der Vergangenheit zu ähnlich gelagerten Vorfällen in der Zast gekommen sein könnte. Wer die Sequenzen auf der Videoplattform Youtube hochgeladen hat, war zunächst unklar. Aufgenommen wurde das Video dem Ministerium zufolge aus dem Obergeschoss eines Hauses der Einrichtung, wo es Unterkünfte für Geflüchtete gibt.

Aktuell befinden sich nach Ministeriumsangaben weniger als 1000 Asylsuchende in der Erstaufnahmestelle. Pro Schicht seien zehn Wachmänner anwesend - rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Die betroffene Sicherheitsfirma ist den Angaben zufolge seit Dezember 2017 in der Zast im Einsatz, nachdem sie sich in einem europaweiten Vergabeverfahren durchgesetzt hatte.

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