Haiti:Latortue wird neuer Regierungschef

Der haitianische "Rat der Weisen" hat Gérard Latortue als neuen Premierminister nominiert. Trotzdem wird der Karibikstaat weiter von inneren Unruhen erschüttert. UN-Generalsekretär Kofi Annan fordert nun millionenschwere Aufbauhilfe von der Staatengemeinschaft.

Aus seinem Exil in Florida kündigte Latortue im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP an, er wolle gemeinsam mit allen Landsleuten "ein neues Haiti" aufbauen.

Der haitianische "Rat der Weisen" hat die Nominierung des 69-Jährigen beschlossen. Die Entscheidung für Latortue sei "nach langen Beratungen" einstimmig gefallen, sagte das Ratsmitglied Danièle Magloire dem Rundfunksender Radio Vision 2000.

Latortue zeigte sich geehrt über seine Nominierung zum Regierungschef des krisengeschüttelten Karibikstaates. Er sei "glücklich über das vom Rat der Weisen entgegengebrachte Vertrauen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Er sei sich allerdings der "Komplexität der Aufgaben" bewusst.

Der 69-Jährige appellierte an seine Landsleute, unabhängig von sozialer Herkunft oder politischer Denkweise "mit ihren Kompetenzen, ihrer Aufrichtigkeit und Integrität" am Aufbau des Landes mitzuwirken.

UN ruft zu Soforthilfe auf

UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte derweil vor dem kanadischen Parlament vor "halbherzigen" Bemühungen bei der Stabilisierung des Karibikstaates. Die Weltorganisation rief zu Soforthilfen in Höhe von 35 Millionen Dollar für Haiti auf. Hilfsorganisationen können wegen der weiter unsicheren Lage in weiten Teilen des Landes nicht aktiv werden.

Annan erklärte, die internationale Gemeinschaft könne sich ein Scheitern in Haiti nicht leisten. Das Land sei ein Beispiel dafür, "wie Armut, Instabilität und Gewalt einander gegenseitig anfachen mit Auswirkungen auf eine ganze Region". Zur Vorbereitung einer Friedensmission wird demnächst ein 16-köpfiges Vorausteam der Vereinten Nationen in Haiti eintreffen.

Nach den Angaben von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfelds sind inzwischen 1600 US-Soldaten im Rahmen der internationalen Stabilisierungstruppe in Haiti stationiert. Auch französische, chilenische und kanadische Soldaten sollen für mehr Sicherheit sorgen. Die multinationale Einsatztruppe wollte sich ab Mittwoch an der Entwaffnung der haitianischen Bevölkerung beteiligen.

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