Haiti:Ein Land hat keine Wahl

National Police agents watch demonstrators during a protest in order to ask for president Michel Mar

Staat und Wut: Demonstranten in Port-au-Prince wollen, dass Präsident Martelly endlich abdankt. Noch immer wird ein Nachfolger gesucht.

(Foto: imago stock&people)

Schon wieder ist eine Abstimmung in Haiti abgesagt worden. Nur das Chaos siegt - und das Regime. Doch die Wut auf den umstrittenen Präsidenten ist groß.

Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro

In den vergangenen Tagen wurden in Port-au-Prince Barrikaden errichtet, Autos brannten, es wurde geschossen, die Polizei hielt mit Tränengas dagegen, es gab Schwerverletzte - und wieder einmal fand keine Wahl statt. Kurzum, es war ein ganz normales Wochenende in der Hauptstadt von Haiti. Wahlen sind im ärmsten Land Lateinamerikas fast schon traditionell gleichbedeutend mit Wahlchaos. Die Amtszeit von Staatspräsident Michel Martelly endet am 7. Februar, er darf nicht wieder antreten. Haiti sucht deshalb einen Nachfolger, bislang allerdings vergeblich. Denn seine politischen Institutionen sind offenbar nicht mehr in der Lage, eine ordnungsgemäße Wahl durchzuführen. Gut fünf Jahre nach dem verheerenden Erdbeben, bei dem mehr als 300 000 Menschen starben, steht Haiti immer noch als zerstörtes Land da. Als ein Land, dem die Weltgemeinschaft kurz zu Hilfe eilte, um sich dann rasch wieder anderen Krisenherden zuzuwenden. Sie hinterließ dabei mehr Probleme als Lösungen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: