Haftstrafe für Liberias Ex-Präsident Taylor:Zu viele Zweifel, zu wenig Beweise

50 Jahre Haft für Charles Taylor. Ein drastisches Urteil, obwohl die Staatsanwaltschaft nicht zweifelsfrei beweisen konnte, dass Taylor der üble Kriegsverbrecher war, den das Gericht in ihm gesehen hat. Hinzu kommt ein fader Beigeschmack.

Stefan Klein

Wenn einer 64 Jahre alt ist und zu fünfzig Jahren Haft verurteilt wird, dann bedeutet das: lebenslänglich. Charles Taylor, der frühere Staatschef von Liberia, wird nie mehr zurückehren in seine westafrikanische Heimat, er wird mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Gefängnis sterben, und so wie es aussieht, wird es ein britisches sein.

Mag sein, dass sich die letzte Reise des Charles Taylor von den Niederlanden auf die Insel noch ein bisschen verzögert, weil er möglicherweise Berufung gegen das Urteil einlegen wird. Wenden wird das sein Schicksal aber wohl nicht mehr.

Laurent Gbagbo, der frühere Staatschef von Côte d'Ivoire und der nächste, dem sie den Prozess machen werden, weiß jetzt also, was er vermutlich schon geahnt hat: Mit Milde ist vor einem internationalen Gericht nicht zu rechnen. Und genau das ist ja auch die Botschaft, die von dem drastischen Urteil gegen Charles Taylor ausgehen soll an die Schurken in den Präsidentensesseln: Ihr kommt nicht davon! Ihr steht nicht über dem Gesetz! Früher oder später werdet ihr geradestehen müssen für das, was ihr getan habt.

Die schlechte Nachricht jedoch ist, dass es wieder mal nur die Kleinen sind, die man hängt. Oder hätte jemand davon gehört, dass man George W. Bush und Tony Blair den Prozess gemacht hätte für ihren völkerrechtswidrigen Krieg in Irak?

Hinzu kommt, dass genau dieser Prozess gegen Charles Taylor nicht wirklich als Lehrbeispiel taugt für die juristisch saubere Entsorgung von Diktatoren. Dazu hat das Verfahren zu viele Zweifel und zu wenig Beweise erbracht. Taylor mag ein übler Kriegsverbrecher sein, schlüssig nachgewiesen hat es der Prozess nicht.

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