Haftbefehl gegen Sudans Präsidenten:Aufsteiger ohne Skrupel

Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir hat sich vom putschenden Offizier zum Volkstribun gewandelt. Für Kriegsverbrechen in der Region Darfur wird er nun per Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gesucht.

Judith Raupp

An den heißen Tag im Sommer 1989, als er im Präsidentenpalast von Khartum vorsprach, erinnert sich Peter Schumann noch gut: "Ich war sehr überrascht welche Ruhe dieser Mann ausstrahlte", sagt der Politikwissenschaftler, der zu jener Zeit für die Vereinten Nationen (UN) im Sudan arbeitete.

Haftbefehl gegen Sudans Präsidenten: Omar Hassan Ahmed al-Baschir

Omar Hassan Ahmed al-Baschir

(Foto: Foto: AP)

Sein Gastgeber im Palast war Omar Hassan Ahmed al-Baschir, damals noch Offizier, heute Präsident des Sudans. Nur ein paar Stunden vor der Begegnung hatte sich Baschir an die Macht geputscht.

Bekleidet mit einer Uniform, kontrolliert und konziliant sei Baschir gewesen, er habe zugehört und versichert, dass er die humanitäre Arbeit der UN nicht behindern werde, erzählt Schumann. Er beschreibt Baschir als gewieften Taktiker.

Vom strammen Soldaten habe er sich im Lauf der Jahre zum Volkstribun gewandelt. Schumann hatte bis 2007 mehrere hochrangige Positionen für die UN im Sudan inne, unter anderem hat er die Friedensmission im Süden geleitet.

Baschir wird "wütend und cholerisch" auf den Haftbefehl reagieren

Ganz anders hat Gerhart Baum den sudanesischen Präsidenten erlebt. Der ehemalige deutsche Innenminister war von 2000 bis 2003 UN-Sondergesandter im Sudan.

Baschir sei ein Rüpel, sagt er: "Von den Feinheiten der Politik und der Diplomatie versteht er nichts." Baum ist sich sicher, dass Baschir "wütend und cholerisch" auf den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag reagieren werde.

Einen Tag vor der Entscheidung hatte Baschir schon gegen das Gericht gepoltert. Demonstrativ eröffnete er den Merowe-Staudamm, ein Prestigeprojekt, und verkündete: "Den Haftbefehl können sich die Richter an den Hut stecken." Er ließ ein Volksfest veranstalten mit Konfettiregen und Musik.

Er, Baschir, werde auch künftig dafür sorgen, dass es im Sudan aufwärts gehe, beschied der Präsident. Er trug einen feinen Anzug. In Uniform zeigt sich Baschir nicht mehr so oft, häufig sieht man ihn in traditionellen Kleidern mit Turban.

Baschir wurde am Neujahrstag 1944 im arabisch geprägten Dorf Hosh Bannaga als eines von zehn Kindern geboren. Zwischen Baschirs Heimat im Norden und der Provinz Darfur im Westen mit seiner schwarzafrikanischen Bevölkerung liegen Welten.

Held oder Schlächter

Den Arabern gilt der Muslim Baschir als Held, der es den Imperialisten zeigt und den UN-Sicherheitsrat nach Belieben narrt. Die Darfuris sehen ihn dagegen als Schlächter, verantwortlich für schreckliche Gräueltaten.

Anders als der simbabwische Despot Robert Mugabe fällt Baschir öffentlich selten durch opulenten Luxus auf. Feste feiert er nach islamischen Gepflogenheiten mit Hammelfleisch und Cola. Den Ölreichtum seines Landes aber nutzt er zum Kauf von Waffen und Regierungsjets. Baschir hat seine Wurzeln in der Armee, Gewalt gegen Gegner setzt er ohne jede Skrupel ein.

In den siebziger Jahren kämpfte er an der Seite Ägyptens gegen Israel und später gegen die Rebellen im Südsudan. Das Diplom an der Militärakademie in Wadi Sayyidna hatte er einst als Drittbester seines Jahrgangs abgeschlossen. Den letzten militärischen Schliff holte er sich in Ägypten, Malaysia, Pakistan und auch in den USA.

Baschir ist mit seiner Cousine Fatima Khalid und mit Widad, der Witwe eines seiner Generäle, verheiratet. Die Ehefrauen spannt der Herrscher gerne für seine Zwecke ein: Sie dürfen öffentlich auftreten - und für den Präsidenten werben.

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