Hadschi Mali Khan festgenommen:Isaf spürt Hakkani-Anführer auf

Die Isaf hat den höchsten Kommandeur des Hakkani-Netzwerks in Afghanistan gefangen genommen. Die radikalislamische Gruppierung gilt inzwischen als die größte Gefahr für die Stabilität im Land. Hakkani-Kämpfer sollen sich auch an den stundenlangen Taliban-Angriffen im Kabuler Diplomatenviertel vor zwei Wochen beteiligt haben.

Die Internationale Schutztruppe Isaf hat in Afghanistan einen der Anführer des mit den Taliban verbündeten Hakkani-Netzwerks gefasst. Soldaten hätten Hadschi Mali Khan, der Onkel des Hakkani-Gründers Siradschuddin Hakkani, am Dienstag bei einem Einsatz in der Provinz Paktia im Südosten Afghanistans aufgeführt und gefangen genommen, erklärte die Nato-geführte Isaf am Samstag. Es handele sich um den "höchsten Hakkani-Kommandeur in Afghanistan".

In den vergangenen Monaten hatten die USA ihre Maßnahmen gegen das extremistische Netzwerk verschärft. Erwartet wird, dass die US-Regierung das Netzwerk in Kürze offiziell auf ihre Liste der Terrororganisationen setzt. Die Regierung verhängte erst am Freitag finanzielle Sanktionen gegen den mutmaßlichen Kommandeur und vier weitere Unterstützer. Außerdem verstärkten die USA ihre Drohnenangriffe gegen Angehörige der Taliban, des Terrornetzes al-Qaida und des Hakkani-Netzwerks im Grenzgebiet von Pakistan.

Die radikalislamische Gruppierung hat die Beziehungen zwischen den USA und Pakistan in den vergangenen Wochen sehr belastet. US-Generalstabschef Mike Mullen hatte Pakistan vergangene Woche vorgeworfen, das Hakkani-Netzwerk zu unterstützen und über seine Geheimdienste Gewalt in Afghanistan, auch gegen US-Soldaten, zu fördern. Mullen bezeichnete das Hakkani-Netzwerk als bewaffneten Arm des pakistanischen Geheimdienstes ISI. Pakistan drohte daraufhin mit einem Ende der strategischen Partnerschaft mit den USA, sollten diese Islamabad weiterhin der Unterstützung des Terrorismus beschuldigen.

Unzweifelhaft ist das Gewaltpotential des radikal-islamischen Netzwerks. Es soll für zahlreiche blutige Angriffe in der afghanischen Hauptstadt Kabul, unter anderem für die jüngsten Angriffe auf das Diplomatenviertel, mitverantwortlich sein. Hakkani soll zudem in Attentatspläne gegen Afghanistans Präsident Hamid Karsai verwickelt sein. Die Gruppe hat sowohl Beziehungen zu den Taliban als auch zur Terrorgruppe Al-Qaida und gilt inzwischen als größte Gefahr für die Stabilität in Afghanistan.

Das Netzwerk ist benannt nach dem Clanchef Dschalaluddin Hakkani, der in den 1980er Jahren mit Unterstützung des US-Geheimdiensts CIA gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan kämpfte. Gemeinsam mit seinem nach unterschiedlichen Angaben zwischen 1973 und 1980 geborenen Sohn Siradschuddin Hakkani soll er heute das Netzwerk anführen.

Ihre Rückzugsgebiete haben die Kämpfer des Hakkani-Netzwerks in den Stammesregionen von Nord-Waziristan in der pakistanisch-afghanischen Grenzregion. Von dort aus verüben sie Terroranschläge auf die ausländischen Truppen in Afghanistan, greifen aber keine Ziele in Pakistan an. Das Netzwerk soll rund 15.000 Mann unter Waffen haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: