Premierminister verurteilt Cyber-Angriff
Der französische Premierminister Manuel Valls hat den islamistisch motivierten Hackerangriff auf den französischen Sender TV5Monde verurteilt. Die Attacke sei eine inakzeptable Verletzung der Informations- und Meinungsfreiheit, erklärte der Sozialist auf Twitter.
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TV5Monde konnte am Morgen zunächst nur aufgezeichnete Sendungen ausstrahlen, wie der Generaldirektor Yves Begot dem Radiosender RTL sagte. "Wir sind noch nicht in der Lage, die Ausstrahlung und Produktion unserer Nachrichten wieder aufzunehmen, aber wir haben die Kontrolle über unsere Facebook- und Twitterkonten zurückerlangt".
Cyber-Attacke am späten Abend
Eine Hacker-Attacke von mutmaßlichen Mitgliedern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte am Mittwochabend den Betrieb der Fernsehsendergruppe TV5Monde stundenlang zum Erliegen gebracht und ihre Websites gekapert. Auf der Facebook-Seite des Senders prangerten die Hacker Frankreichs Militäreinsatz gegen den IS an.
Der Hackerangriff habe am Mittwochabend gegen 22 Uhr begonnen, gab Senderchef Bigot in der Nacht bekannt. Zunächst konnten die Kanäle von TV5Monde nicht mehr ausgestrahlt werden. Auch über ihre Website und ihre Konten in sozialen Netzwerken hatte die Sendergruppe vorübergehend keine Kontrolle mehr.
Gegen 1 Uhr nachts konnte TV5Monde seinen Sendebetrieb wieder aufnehmen. Über ihre Facebook-Seite erlangte die Sendergruppe schon gegen Mitternacht die Kontrolle zurück, die Senderwebsite funktioniert jedoch weiterhin nicht und wurde mit einem Wartungshinweis versehen.
Drohungen gegen Soldaten veröffentlicht
Auf der Facebook-Seite von TV5Monde hatten die Hacker Dokumente veröffentlicht. Dabei handelte es sich nach ihren Angaben um Ausweise und Lebensläufe von Familienmitgliedern von französischen Militärangehörigen, die an Einsätzen gegen den IS beteiligt seien.
"Soldaten Frankreichs, haltet euch vom Islamischen Staat fern!", warnten die Hacker auf Facebook. "Ihr habt die Chance, das Leben eurer Familie zu retten, nutzt sie." Weiter hieß es: "Im Namen Allahs, des Allergütigsten, des sehr Barmherzigen, führt das CyberKalifat weiter seinen Cyber-Dschihad gegen die Feinde des Islamischen Staates." Das CyberKalifat suche derzeit nach den "Familien der Militärs, die sich an die Amerikaner verkauft haben".
Hacker kritisieren Militäreinsatz
Die Hacker warfen Frankreichs Staatschef François Hollande vor, mit der Beteiligung an dem Militäreinsatz der US-geführten Koalition gegen den IS im Irak und in Syrien einen "unverzeihlichen Fehler" gemacht zu haben. "Darum haben die Franzosen die Geschenke bei Charlie Hebdo und Hyper Cacher erhalten", hieß es.
Im Januar hatten islamistische Attentäter bei einer Anschlagsserie in Paris 17 Menschen getötet. Die Brüder Chérif und Said Kouachi erschossen im Zuge ihres Angriffs auf die Satirezeitung Charlie Hebdo zwölf Menschen, der Islamist Amédy Coulibaly wird für die tödlichen Schüsse auf eine Polizistin in Montrouge südlich der Hauptstadt und die blutige Geiselnahme in dem jüdischen Supermarkt Hyper Cacher mit vier Toten verantwortlich gemacht. Coulibaly bezeichnete sich als Mitglied des IS.
Mitte März wurde in Frankreich erstmals nach der Verabschiedung eines neuen Anti-Terror-Gesetzes der Zugang zu Internetseiten wegen terrorverherrlichender Inhalte blockiert. Gesperrt wurde der Zugang zu fünf Websites, darunter der Internetauftritt des Al-Hayat Media Center, das Propaganda für den IS gemacht hatte.
Die in Paris ansässige TV5Monde ist eine französischsprachige Sendergruppe, die weltweit in mehr als 200 Ländern sendet. Am Tag des Hackerangriffs hatte sie einen neuen Themenkanal gestartet, in dem es um die französische Lebensart geht und der unter anderem im Nahen Osten und in Nordafrika ausgestrahlt wird. An der Zeremonie zum Sendestart hatte sich auch Frankreichs Außenminister Laurent Fabius beteiligt.
Ähnlicher Angriff von Hackergruppe
Bereits Ende März hatte eine Hackergruppe des "Islamischen Staates" Fotos, Namen und Anschriften von US-Soldaten veröffentlicht und zu ihrer Tötung aufgerufen. Die Gruppe gab damals an, die Daten aus Regierungsnetzen gestohlen zu haben. Die Terrormiliz warf den Soldaten vor, an Angriffen der US-Armee auf IS-Kämpfer in Syrien, im Irak und im Jemen beteiligt gewesen zu sein. Ein Vertreter des Pentagons hatte allerdings angegeben, dass der Großteil der veröffentlichten Informationen öffentlich zugänglich gewesen sei.