Günther Oettinger:Oettinger sprach "frei von der Leber, as we say in German"

Günther Oettinger

Mit seiner Rede in Hamburg hat Günther Oettinger viele Leute verärgert. Nun hat er sich entschuldigt.

(Foto: dpa)

Der EU-Kommissar rechtfertigt sich auf Denglisch für seine umstrittene Rede. Vor einer Woche hatte er bei einem Auftritt in Hamburg Chinesen und andere Menschen beleidigt.

EU-Kommissar Günther Oettinger hat sich für die umstrittene Rede entschuldigt, die er vergangene Woche in Hamburg gehalten hatte. Er entschuldige sich für jede Bemerkung, die nicht so respektvoll gewesen sei, wie sie es hätte sein sollen, hieß es in einer von der EU-Kommission verbreiteten Erklärung. Die Rede habe er nicht abgelesen, sondern "frei von der Leber" gehalten.

Bei einem Auftritt vor Unternehmern in Hamburg hatte der designierte EU-Haushaltskommissar vorige Woche gleich mit einer Reihe von Äußerungen Kritik auf sich gezogen. So bezeichnete Oettinger Chinesen als "Schlitzaugen", womit er in den Augen der Sprecherin des chinesischen Außenministeriums ein "irritierendes Gefühl der Überlegenheit" offenbart habe. Den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer nannte er einen "Populisten Light", er machte sich über Altkanzler Gerhard Schröder lustig, spottete über die angeblich bevorstehende Einführung der "Pflicht-Homoehe" und sagte, die belgische Region Wallonie werde von "Kommunisten" geführt.

Er habe Zeit gehabt, über die Rede nachzudenken und verstehe jetzt, dass sich Menschen wegen seiner Worte schlecht fühlten oder gar verletzt seien, heißt es in der Erklärung. Er habe großen Respekt für die Dynamik der chinesischen Wirtschaft. Das Wort von den "Schlitzaugen" hatte Oettinger bereits in einem Interview am Wochenende als "saloppe Äußerung, die in keinster Weise respektlos gegenüber China gemeint war" bezeichnet.

Es sei ihm darum gegangen, einen "Weckruf" zu senden

Seine Äußerungen über die Wallonie, die durch ihren Widerstand den Abschluss des Ceta-Abkommens verzögerte, seien falsch zitiert worden. Die Wallonie sei nicht nur historisch eine wichtige europäische Region, sie trage auch aktiv zur kulturellen und politischen Vielfalt Europas bei. Als jemand, der selbst aus einem Bundesstaat komme, nehme er Regionen und deren Sichtweisen sehr ernst, erklärte Oettinger.

Es sei ihm darum gegangen, einen "Weckruf" an das deutsche Publikum zu senden, rechtfertigte Oettinger sich. Wenn die deutsche Politik sich auf die Senkung des Rentenalters und steigende Pensionen konzentriere, dürfe niemand überrascht sein, "wenn wir den globalen Kampf um Wettbewerbsfähigkeit verlieren". Dasselbe gelte für Europa als Ganzes.

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