Im Film verkörperte er einmal einen Cowboy, der beinahe Präsident wird, nun wurde er tatsächlich in das höchste Staatsamt gewählt: Der 46-jährige Jimmy Morales ist mit rund 68 Prozent Stimmenanteil als klarer Sieger aus der Stichwahl in Guatemala hervorgegangen. Er versprach den Wählern in der Nacht zum Montag, gegen die verbreitete Korruption im Land zu kämpfen. Morales setzte sich in der Stichwahl gegen die frühere Präsidentengattin Sandra Torres durch, die auf etwa 32 Prozent der Stimmen kam. Dabei spielte offenbar die Ablehnung der bisher regierenden politischen Elite eine große Rolle, die von der Bevölkerung für die Korruption verantwortlich gemacht wird.
"20 Jahre lang habe ich euch zum Lachen gebracht - wenn ich Präsident werde, werde ich euch nicht zum Weinen bringen", versprach Morales im Wahlkampf. Noch im April lagen seine Umfragewerte bei 0,5 Prozent. Aber dann startete er eine Anti-Korruptions-Kampagne, die im September zum Rücktritt des Präsidenten Otto Pérez und seiner vorläufigen Festnahme führte. Morales hatte beim ersten Wahlgang am 6. September 23,99 Prozent der Stimmen errungen, Torres 19,75 Prozent.
"Wir müssen den hohen Ansprüchen Guatemalas genügen", sagte Morales in der Wahlnacht. "Nicht korrupt, kein Dieb", lautete ein Slogan des früheren Komikers. Er setzte im Wahlkampf auf Charisma, sein Programm gewann keine klaren Konturen. Zweifel gibt es, was das Umfeld des künftigen Präsidenten angeht. Die rechtsgerichtete Partei FCN-Nación, die ihn unterstützt, ist im Land kaum verwurzelt und hat nur elf von 158 Parlamentssitzen. Morales' Gegenkandidatin Torres sagte, diese Partei stehe für die "alte Garde zweifelhafter Militärs". Torres war für die sozialdemokratische Nationale Union der Hoffnung (UNE) ins Rennen gegangen.