Habeck will seine Partei weiter nach vorne bringen
Der schleswig-holsteinische Grünen-Politiker Robert Habeck hat seine frühzeitige Bewerbung um die Spitzenkandidatur der Grünen bei der Bundestagswahl 2017 verteidigt.
Er wisse, dass er in der Partei Überraschung und auch Enttäuschungen ausgelöst habe, sagte der Kieler Umweltminister auf einem Landesparteitag in Lübeck. Er glaube aber nach Gesprächen mit der Bundesspitze an die Chance, aus dieser Situation heraus die Partei weiter nach vorne zu bringen. Eine grassierende Sprach- und Orientierungslosigkeit in Deutschland fordere die Grünen heraus und müsse überwunden werden, sagte der 45-jährige Umweltminister von Schleswig-Holstein. Es dürfe auch kein Wegschauen vor den Problemen geben.
Viel Beifall für Habecks Rede
"Nur in statischen Machtformen zu denken, alles taktisch durchzuspielen, Alternativlosigkeit als Credo - nein danke." Es gebe Alternativen. Seine Kandidatur sei vielleicht naiv, sicherlich riskant und gehe vielleicht grandios schief, sagte Habeck. "Dann hat sich die Partei bewusst anders entschieden. Aber auch das ist allemal besser als ein bewusstloses Taumeln durch Rituale."
Die Parteitagsdelegierten quittierten Habecks Rede mit viel Beifall. Er hatte am Dienstag erklärt, er wolle Spitzenkandidat werden.
"Robert denkt größer als Schleswig-Holstein"
"Robert denkt größer als Schleswig-Holstein und größer als nur in politischen Kategorien", sagte Landesvorsitzende Ruth Kastner, die auf dem Parteitag mit 83,5 Prozent als Landesvorsitzende bestätigt wurde. Zum neuen Co-Vorsitzenden wurde Arfst Wagner gewählt, nachdem Amtsinhaber Peter Stoltenberg im ersten Wahlgang ausgeschieden war. Auch Ex-Landtagsfraktionschef Karl-Martin Hentschel unterstützt Habecks Schritt: "Wir brauchen Persönlichkeiten, die rüberbringen, dass diese Welt verändert werden muss."
Kandidatur von Özdemir noch offen
Parteichef Cem Özdemir, dem selbst Ambitionen auf die Spitzenkandidatur nachgesagt werden, hatte Habeck vor dessen öffentlicher Ankündigung noch von einer Bewerbung zum jetzigen Zeitpunkt abgeraten, ihn danach aber gelobt. Der taz sagte er nun, er selbst werde frühestens im November erklären, ob er gegen Habeck antrete. "Mein Ziel ist es, den nächsten Bundesparteitag erfolgreich vorzubereiten und dort wieder für das Amt des Parteivorsitzenden zu kandidieren. Alles andere sieht man danach."