Grüne wollen Spitzenduo samt Urwahl:Operation Unfrieden

Statt Ränkespielen soll es bei den Grünen nun Vorentscheidungen nach amerikanischem Vorbild geben. Teile der Partei werden das Duo Trittin/Roth für die Bundestagswahl wohl nicht hinnehmen - doch wer sollte ein Gegenkandidat sein? Die Urwahl könnte gefährlich werden.

Michael Bauchmüller

Operation Ruhe könnte gelingen - aber nur vorübergehend. Wenn sich die Grünen an diesem Montag auf ein Spitzenduo samt optionaler Urwahl verständigen, dann ist die Kandidatenfrage für die Bundestagswahl zunächst vom Tisch. Die Ränkespiele darum drohten das mühsam gepflegte Saubermann-Image zu beschädigen. Stattdessen sollen Vorentscheidungen frühestens gegen Ende der Sommerpause fallen, wenn sich weisen muss, ob es Herausforderer gibt für Parteichefin Claudia Roth und Fraktionschef Jürgen Trittin; ergo eine Art green primary nach amerikanischem Vorbild.

Spitzentreffen Grüne

Wer soll Herausforderer für das Grünen-Spitzenduo aus Fraktionschef Jürgen Trittin und Parteichefin Claudia Roth sein?

(Foto: dpa)

Dann aber lässt sich Operation Unfrieden kaum mehr vermeiden. Denn das Duo Roth/Trittin werden zumindest Teile der Realos nicht hinnehmen. Sie werden darauf dringen, Gegenkandidaten aufzustellen. Doch wer soll das sein? Parteichef Cem Özdemir will nicht, und Fraktionschefin Renate Künast hat gerade erst in Berlin erfahren, was es heißt, in einem Wahlkampf verheizt zu werden.

Damit stellen sich Machtfragen weit über die Bundestagswahl hinaus. Tritt kein Realo gegen Roth und Trittin an, schwächt das den ohnehin gebeutelten Reformerflügel weiter. Tritt Künast an und unterliegt abermals, sieht die Sache nicht besser aus, im Gegenteil. Nimmt aber einer der starken Reformer aus den Ländern die Herausforderung an, könnte dies das Machtgefüge nicht nur innerhalb der Realofraktion, sondern auch in der Partei insgesamt massiv verändern, unabhängig vom Ergebnis. Es sind die zwei Seiten der Urwahl: Einerseits passt sie zum basisdemokratischen Anstrich. Andererseits aber kann sie extrem gefährlich werden - wenn sich die Grünen bald stärker mit Machtfragen befassen als mit Politik.

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