Grüne:Vor der Zeit

Kanzlerkandidat Habeck? In der K-Frage entscheiden die Frauen.

Von Constanze von Bullion

Schon drei Mal ist Robert Habeck nun zum Wunsch-Kanzlerkandidaten der Grünen ausgerufen worden. Im August teilte Alt-Sponti Daniel Cohn-Bendit der Welt mit, Habeck könne Kanzler. Parteichefin Annalena Baerbock möge doch bitte auf eine Kandidatur verzichten, und zwar dalli. Es folgte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Na freilich tauge Habeck zum Kanzler, schwärmte er. Es setzte Kritik von grünen Frauen, die sich von den Altvorderen nicht einfach einen männlichen Kanzlerkandidaten servieren lassen. Kretschmann ließ damals wissen, man habe ihn irgendwie nur halbrichtig zitiert. Und jetzt? Wollte erneut aus ihm heraus, was er doch nie gedacht haben will: dass Habeck Kanzler, Kanzler, Kanzlerkandidat werden soll. Gehts eigentlich noch, die Herren?

Der anhaltende Sprechdurchfall ist schädlich für die Grünen und ganz besonders für Habeck selbst. Denn es besteht kein Zweifel, dass er Talent hat und in der politischen Landschaft zu den interessantesten Figuren gehört. Habeck ist gefährlich für die politischen Mitbewerber der Grünen. Wer ihn aber vor der Zeit und ohne Zustimmung der Partei in eine Kanzlerkandidatur hineinloben will, wird das Gegenteil vom Gewünschten bewirken. Superstars, zumal männliche wie dereinst Joschka Fischer, kommen bei den Grünen nie allein an die Spitze - es sei denn, grüne Frauen lassen sie. Es ist also Annalena Baerbock, die den Schlüssel zur grünen K-Frage besitzt. Sie sollte ihn bis auf Weiteres nicht aus der Hand geben.

© SZ vom 02.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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