Wahlkampf:Das Auf und Ab der Grünen

Wahlkampf: Bietet Angriffsfläche für Kritiker: die Grünen-Co-Vorsitzende Annalena Baerbock.

Bietet Angriffsfläche für Kritiker: die Grünen-Co-Vorsitzende Annalena Baerbock.

(Foto: AXEL SCHMIDT/AFP)

Die Nominierung von Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin bescherte ihrer Partei hohe Umfragewerte, dann aber machten ihr Fehler zu schaffen.

Von Constanze von Bullion

Sie haben einen Abstecher in die Hölle hinter sich, und wann sie da wieder rauskommen, weiß bei den Grünen keiner so genau. Nach der Nominierung von Annalena Baerbock zur Spitzenkandidatin Mitte April und sensationellen Umfragewerten von 28 Prozent haben die Grünen den Aufgalopp zum Bundestagswahlkampf gründlich verstolpert. Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, als sei die Spitzenkandidatin kaum zu bremsen.

Die Nominierung der 40-jährige Parteivorsitzenden, die als Expertin für Klima- und Außenpolitik im Bundestag sitzt, wurde in ihrer Partei als Signal der Erneuerung gewertet. Doch schon nach Wochen geriet Baerbock in die Defensive. Erst hieß es, sie habe ihr Studium nicht abgeschlossen, sei gar keine Völkerrechtlerin. Baerbock konnte das widerlegen, indem sie ihre Abschlusszeugnisse vorlegte. Dann wurde bekannt, dass sie Nebeneinkünfte beim Bundestag nachgemeldet hatte. Baerbock bedauert ihren Fehler öffentlich. Sie habe vergessen, Weihnachtsgeld und einen Corona-Bonus anzugeben, die sie als Parteichefin erhalten habe. Die Einkünfte seien aber korrekt versteuert worden. Es folgten Korrekturen an ihrem Lebenslauf, es gingt auch um Mitgliedschaften in internationalen Organisationen. Zuletzt stellte sich heraus, dass Baerbock Passagen ihres Buches "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" ungekennzeichnet aus fremden Texten übernommen hatte. Weil ein Plagiatsjäger Urheberrechtsverletzungen behauptet, schalteten die Grünen einen Anwalt ein und sprachen von "Rufmord".

Inzwischen liegen die Grünen in Umfragen bei etwa 20 Prozent. Baerbock hat nach ihren Fehlern auch die Verhärtung des Tonfalls bedauert. Sie sei "kurz in alte Schützengräben gerutscht", sagte sie. Wie Co-Parteichef Robert Habeck, der Baerbock nur widerwillig die Kanzlerkandidatur überlassen hatte, will sie nun zur inhaltlichen Debatte zurückkehren.

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