Theresa Schopper:Die Bayerin in Baden-Württembergs Machtzentrale

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Kennengelernt haben sich Theresa Schopper und Winfried Kretschmann bei Fahrten in der Berliner U-Bahn. (Foto: dpa)

Theresa Schopper stürzte einst bei den bayerischen Grünen in die Bedeutungslosigkeit. Nun hat sie es im Nachbarbundesland nach oben geschafft.

Von Stefan Mayr

Vor fünf Jahren erlebte Theresa Schopper einen tiefen Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Erst verlor sie ihr Mandat als Landtagsabgeordnete, dann musste sie wegen des schlechten Wahlergebnisses auch als Landesvorsitzende der bayerischen Grünen zurücktreten.

Aber jetzt - es läuft immer noch dieselbe Legislaturperiode - hat sie die Spitze der Macht erreicht. Allerdings in einem anderen Bundesland: Am Dienstag verkündete Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dass die 57-jährige Wochenend-Münchnerin seine Staatsministerin wird. Damit wird die Bayerin seine politische Chefberaterin und die ranghöchste Beamtin im Ländle.

Es ist wohl auch ihrem heftigen Auf und Ab geschuldet, wenn Theresa Schopper ihren neuesten Karriereschritt überschwänglichst kommentiert: "Es ist für mich eine riesige Freude, jeden Tag bei so einer historischen Phase dabei zu sein", sagt sie. "Beim beliebtesten Ministerpräsidenten Deutschlands in einem so wichtigen Bundesland mitzuarbeiten, das ist schon sehr spannend."

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In der Baden-Württemberger Kiwi-Koalition bangen die Grünen, ob Winfried Kretschmann für eine dritte Amtszeit antreten will. Er ist ihre größte Sicherheit.

Von Stefan Mayr

Die künftige Ministerin stammt aus einem Arbeiterhaushalt in Füssen. Der Vater war gelernter Spengler, die Mutter kam vom Bauernhof und schaffte in der Fabrik. Tochter Theresa zog zum Soziologiestudium nach München, dort schloss sie sich den Grünen an und wurde heimisch. Die Mutter zweier erwachsener Kinder spricht eine Mischung aus Allgäuerisch und Münchnerisch, "das ist" und "ich weiß" heißt bei ihr "des isch" und "i woaß". Ihre Stärken sind ihr Fleiß und ihre authentische, zupackende Art.

Das gefällt auch Winfried Kretschmann. Schätzen und kennengelernt haben sich die beiden im öffentlichen Nahverkehr von Berlin. Wenn Parteirat der Grünen war, trafen sie sich meist am Flughafen und fuhren gemeinsam mit U-Bahn und Bus zur Parteizentrale. Dabei klagte der eine Realo dem anderen sein Leid über die anstrengende Gremienarbeit und über die Fundis. Ein Vertrauensverhältnis entstand.

Als Schopper nach ihrem Absturz auf Jobsuche war, holte Kretschmann sie als Referatsleiterin in sein Staatsministerium. Dort stieg sie zur Staatssekretärin auf. Auch, weil sich die München-Pendlerin nie zu schade war, in der zweiten Reihe jene Drecksarbeit zu machen, die andere glänzen lässt.

Ihr Vorgänger als rechte Hand des Ministerpräsidenten war ebenfalls ein Bayer: Klaus-Peter Murawski war nicht nur Kretschmanns engster Vertrauter. Er war auch wichtigster Drahtzieher und vor allem Moderator, wenn es im grün-schwarzen Gefüge mal wieder knirschte. Im Sommer schied der Franke aus gesundheitlichen Gründen aus.

Schopper bevorzugt Schweinsbraten statt Veggie Day

Seitdem ist Schopper dafür zuständig, dass die Staatskanzlei läuft und die Kiwi-Koalition funktioniert. Das klappte laut Kretschmann "vollumfänglich und zu meiner großen Zufriedenheit". Er bezeichnet sie als "exzellente und gut vernetzte Kommunikatorin". Auf Verwaltungsebene wird Schopper künftig vom Juristen Florian Stegmann unterstützt, er wird Chef der Staatskanzlei und Staatssekretär.

Auch die CDU hat bereits ihre Zufriedenheit mit der Realo-Bayerin bekundet. Schopper bevorzugt Schweinsbraten statt Veggie Day, sie sprach sich einst sogar für die Olympischen Spiele in München aus. Solche Positionen machen einen im Fundi-Flügel der Partei nicht beliebt und beförderten 2013 wohl auch den Absturz. Aber für die Zusammenarbeit mit der CDU schadet das nicht.

Nun könnte in München demnächst eine schwarz-grüne Koalition entstehen, dann wäre da jeder grüne Kopf mit Regierungserfahrung nützlich. Ob Schopper sich das vorstellen kann? Dazu will sie nichts sagen. Immerhin eine Schlüsselqualifikation brächte sie mit: Sie weiß, wie man Markus Söder anpacken muss. Als der noch Umweltminister war, attackierten sie einander heftig, kamen aber gut miteinander klar.

© SZ vom 10.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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