Grüne nach der Bundestagswahl:Wege einer Wandlungsfähigen

Greens Party Holds Federal Congress

Die neue Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt kann nicht länger die verkappte Linke geben

(Foto: Getty Images)

Die Grünen haben es nicht geschafft, bürgerliche Wähler anzusprechen. Das lag auch daran, dass Spitzenkandidatin Göring-Eckardt Töne angeschlagen hat, die Gregor Gysi zur Ehre gereicht hätten. Umso erstaunlicher ist nun ihre Wahl zur Fraktionschefin. Für die fragile innergrüne Statik ist das nicht ungefährlich.

Ein Kommentar von Christoph Hickmann

Katrin Göring-Eckardt ist der (oder die) Peer Steinbrück der Grünen. Beide wurden Spitzenkandidaten ihrer Partei, weil man mit ihnen eine bestimmte Hoffnung verband. Sie sollten bürgerliche Wähler ansprechen, die sogenannte Mitte gewinnen. Beiden gelang das nicht.

Während Steinbrück im Wahlkampf aus der Not heraus den Klassenkämpfer gab, schlug Göring-Eckardt ohne Not Töne an, die Gregor Gysi zur Ehre gereicht hätten. Doch während Steinbrück raus ist aus dem Geschäft, steigt Göring-Eckardt zur Fraktionschefin auf.

Für die Ultra-Realos Kretschmann'scher Prägung ist das eine Niederlage. Dabei sollten sie seit dem Wahlsonntag eigentlich Oberwasser haben, sehen sie sich doch seither in ihrer Skepsis gegenüber den Steuererhöhungsplänen bestätigt. Sie hätten gern Kerstin Andreae an der Fraktionsspitze gesehen, und zwar nicht nur, weil sie aus Baden-Württemberg kommt, sondern weil ihre Wahl ein eindeutiges Signal gewesen wäre: Mit dem Linkskurs ist es jetzt vorbei.

Für die stets fragile innergrüne Statik ist der Wahlausgang in der Fraktion nicht ungefährlich - schließlich verlangen Kretschmann und seine Gefolgsleute, dass ihre Positionen künftig berücksichtigt statt belächelt werden. Die Realo-Frau Göring-Eckardt wird nicht mehr die verkappte Linke geben können, sondern sich auch mal mit den Linken anlegen müssen. Wandelbar genug ist sie dafür.

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