Grüne:Der neue Suppenkaspar
In Nordrhein-Westfalen entscheidet sich das Schicksal der Grünen.
Von Heribert Prantl
Zweieinhalb Wochen noch, dann entscheidet sich nicht nur das Schicksal des Martin Schulz. Es entscheidet sich auch das Schicksal der Grünen. Bei den Landtagswahlen in seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen muss der SPD-Kanzlerkandidat zeigen, was er draufhat. Und die Grünen müssen zeigen, ob sie noch die Kraft haben, sich gegen Verfall und Untergang zu stemmen.
Die Aussichten für sie sind nicht gut. Eine Partei, die vor zehn Jahren noch so aussah wie die kommende Volkspartei, erleidet ein Suppenkaspar-Schicksal. Sie wird, in NRW jedenfalls, mit jeder Umfrage dünner. In Schleswig-Holstein, dem Bundesland, in dem eine Woche früher gewählt wird, ist das anders. Das liegt nicht zuletzt an Robert Habeck, Schriftsteller und Politiker, dem dortigen Vize-Ministerpräsidenten. Der Mann verkörpert noch die Frische, den Elan und die Eindeutigkeit, die die Grünen einmal hatten. Dem grünen Bundesspitzenduo Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt fehlt das. Es war ein grünes Unglück, dass Habeck beim Mitgliederentscheid über die Spitzenkandidaten im Bund dem altbekannten Özdemir unterlag. Den Effekt, den Schulz für die SPD hatte, hätte es als Habeck-Effekt für Grünen geben können. So aber gibt es einen Mehltau-Effekt.
Wenn es sehr schlecht läuft für die Grünen in NRW, fliegen sie dort aus dem Landtag. Dann wird es heißen: Sie waren eine Ein-Generationen-Partei.