Süddeutsche Zeitung

Großrazzia:Italiens Polizei enttarnt mutmaßliche Al-Qaida-Verbündete

  • Die italienische Staatspolizei hat bei einer Razzia auf der Insel Sardinien einen Stützpunkt von mutmaßlichen Terroristen gefunden, 18 Menschen werden mit Haftbefehl gesucht.
  • Die Verdächtigen sollen Kontakte zu Al-Qaida haben und für einen Anschlag in Peshawar verantwortlich sein. Berichten zufolge planten sie Angriffe auf den Vatikan.
  • Kopf der Gruppe soll ein muslimischer Geistlicher sein, der Spenden aus der Kollekte nach Pakistan schmuggelte.

Durch Abhöraktionen ist die italienische Staatspolizei einem Terrornetzwerk mit Sitz in Sardinien auf die Spur gekommen. Die Extremistengruppe habe Verbindungen zu al-Qaida und habe Anschläge in Pakistan und Afghanistan verüben wollen, teilte die Polizei mit. Die groß angelegten Razzien laufen in sieben Provinzen.

Von den 18 mit Haftbefehl gesuchten Anhängern der Zelle konnten nicht alle gefasst werden, einige sind auf der Flucht. Möglicherweise haben sie sich zwischenzeitlich ins Ausland abgesetzt.

Hinweise auf Anschlag auf Papst Benedikt

Möglicherweise planten die Verdächtigen vor fünf Jahren einen Anschlag auf den Vatikan. Es gebe Hinweise, dass die Verdächtigen 2010 einen Bombenanschlag vorgehabt hätten, teilte die Staatsanwaltschaft in Cagliari mit.

"Es gibt einige abgehörte Unterhaltungen, die klar darauf hindeuten, dass ein Angriff geplant wurde, vielleicht sogar auf den Vatikan-Staat", sagte der Staatsanwalt. Der Chef-Ermittler sagte, die Verdächtigen hätten in abgehörten Telefonaten von einem "großen Dschihad in Italien" gesprochen und den Vatikan als ein Ziel angedeutet.

Dem Staatsanwalt zufolge habe die Polizei einen möglichen Selbstmordattentäter aufgehalten, der im März 2010 - als Papst Benedikt XVI. im Amt war - am Flughafen Fiumicino gelandet sei. "Wir sprechen von einem Anzeichen, das auf die Vorbereitung eines möglichen Anschlags hindeutet."

Mitglieder sollen Bin Laden unterstützt haben

Zwei Mitglieder der Gruppe stehen im Verdacht, den ehemaligen Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden unterstützt zu haben. Die Verdächtigen sollen unter anderem Anschläge gegen pakistanische Regierungseinrichtungen sowie gegen US-Truppen in Afghanistan vorbereitet oder ausgeführt haben. Darunter soll auch der Angriff auf einen Markt in Peshawar sein, bei dem im Oktober 2009 mehr als 100 Menschen durch eine Auto-Bombe getötet wurden.

Pakistaner und Afghanen sollen von der Organisation Hilfe bei der Bewerbung um Arbeits- oder Asylanträge erhalten haben, um so legal nach Italien zu gelangen. Einige der Personen seien später in nordeuropäische Städte geschickt worden, hieß es. Die Gruppe soll auch Menschenhandel betrieben haben.

Die Staatspolizei teilt mit, dass an der Spitze des Netzwerks ein muslimischer Geistlicher stehe. Er habe in Italien von Pakistanern und Afghanen Geld für religiöse Zwecke gesammelt. Das Geld sei dann nach Pakistan geschmuggelt worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2451240
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/Reuters/lkr/ebri
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.