Großbritannien:Volkes Stimme, Teil 2

Premierministerin May war zu nett zu Donald Trump. Die Wähler sagen ihr nun, was sie davon halten. Die Basis spricht.

Von Christian Zaschke

Theresa May hat sich nicht nur Freunde gemacht mit ihrer Anbiederei an Donald Trump, das durfte sie nach ihrer Rückkehr aus den USA erfahren. Der Premierministerin schlug Kritik auch aus der eigenen Partei dafür entgegen, dass sie sich zunächst nicht zu dem vom Präsidenten verhängten Einreiseverbot äußern wollte. Zugleich nahm eine Petition Fahrt auf, deren Initiatoren verhindern wollen, dass Trump in den Genuss eines Staatsbesuchs mitsamt Audienz bei der Queen kommt.

Unterschreiben mehr als 100 000 Menschen eine Petition, muss sich das Parlament damit beschäftigen. Die Anti-Trump-Petition hatten am Montag bereits mehr als eine Million Menschen unterschrieben. Wieder musste Mays Büro ein paar Zeilen veröffentlichen: Die Einladung sei ausgesprochen und angenommen worden. Fertig. Dennoch wird das Thema im Parlament zur Sprache kommen.

All das ist peinlich für May und zeigt, dass auch im Großbritannien des Brexit ein paar Instinkte noch richtig funktionieren. Die Einladung war übereilt, May war so sehr bemüht, Trumps Gunst zu gewinnen, dass sie das diplomatische Maß verloren hat. Der Besuch wird trotz aller Proteste und Bitten über die Bühne gehen, aber May dürfte verstanden haben, dass es vielen Briten wichtig ist, bei aller Pragmatik ein paar grundsätzliche Werte nicht zu vergessen.

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