Großbritannien und die EU:Abweichler Cameron sucht Verbündete gegen Merkel

26 gegen einen? David Cameron will diese Konstellation nicht hinnehmen und sucht Verbündete unter den EU-Staaten. Es gebe weitere Länder, die den neuen Verträgen sehr skeptisch gegenüberstünden, glaubt der britische Premierminister. Einem Medienbericht zufolge hat Cameron bereits mit der schwedischen und mit der irischen Regierung telefoniert, um "Allianzen aufzubauen".

Großbritanniens Premierminister David Cameron will den Block der 26 EU-Nationen aufweichen, die sich zur Stabilisierung des Euro vor einer Woche zur Unterzeichnung eines neuen EU-Vertrages bereiterklärt hatten. "Es ist nicht eine Frage von 26 zu 1", sagte Cameron Medienberichten zufolge in einer Fraktionssitzung seiner Konservativen Partei. Es gebe einige Länder, die "überhaupt nicht sicher seien, was sie zu unterzeichnen gebeten wurden", sagte Cameron demzufolge.

Großbritannien und die EU: "Es ist nicht eine Frage von 26 zu 1": Einem Bericht zufolge sucht der britische Premier Cameron Verbündete in Europa.

"Es ist nicht eine Frage von 26 zu 1": Einem Bericht zufolge sucht der britische Premier Cameron Verbündete in Europa.

(Foto: AFP)

Cameron habe mit seinen Amtskollegen aus Schweden und Irland telefoniert, berichtete die Zeitung Independent. Es gelte jetzt "Allianzen aufzubauen", sagte der Premier demnach. Der Independent wertete das Verhalten Camerons als Versuch, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, ohne von seiner Position abrücken zu müssen.

Unterdessen wurde ein persönlicher Angriff des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy auf Cameron bekannt. Die französische Enthüllungs- und Satirezeitschrift Le Canard enchaîné berichtete, Sarkozy habe das Verhalten des britischen Premiers auf dem Brüsseler Gipfel vergangene Woche mit dem eines "verzogenen Kindes" verglichen. Er habe nur ein Ziel gehabt - "den Schutz der (Londoner) City, die sich weiter wie eine Steueroase benehmen will". Sarkozy fuhr dem Bericht zufolge fort: "Kein anderes Land hat ihn unterstützt, was man eine klare politische Niederlage nennt."

Cameron hatte am vergangenen Freitag in Brüssel als einziger der 27 Staats- und Regierungschefs einer EU-Vertragsänderung nicht zugestimmt. Er wollte als Gegenleistung ein Vetorecht für alle Finanzmarktregulierungen heraushandeln, was ihm von den anderen Europäern verwehrt wurde.

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