Großbritannien – Ukip-Vorsitzende James tritt nach 18 Tagen zurück

Großbritannien:Ukip-Vorsitzende James tritt nach 18 Tagen zurück

5. Oktober 2016, 5:52 Uhr

Die Vorsitzende der UK Independence Party (Ukip), Diane James, gibt ihr Amt überraschend nach weniger als drei Wochen auf.
Als Gründe führt sie an, dass ihr die "nötige Autorität" fehle und sie zu wenig Unterstützung aus der Partei bekommen habe.
James hatte den Posten am 16. September vom langjährigen Ukip-Vorsitzenden Nigel Farage übernommen. Die rechtspopulistische Partei definierte sich jahrelang über die Kampagne zum Austritt aus der EU.

Nach nur 18 Tagen im Amt ist die Vorsitzende der rechtspopulistischen UK Independence Party (Ukip) in Großbritannien, Diane James, als Parteichefin zurückgetreten. Die Nachfolgerin von Partei-Ikone und Brexit-Verfechter Nigel Farage führte "persönliche und berufliche Gründe" für ihren Entschluss an, den sie am späten Dienstagabend über den Kurznachrichtendienst Twitter öffentlich machte.

Sie habe einsehen müssen, dass ihr die "nötige Autorität" und "volle Unterstützung" aller Parteikollegen fehle, um die von ihr angestrebten Veränderungen umzusetzen, teilte James mit. Auf diesen Zielen habe aber ihr Wahlkampf gefußt. Trotz des Rücktritts wolle sie das Mandat als Ukip-Abgeordnete im Europäischen Parlament behalten.

James hatte den Posten am 16. September von Parteichef Farage übernommen, der Ukip fast ein Jahrzehnt lang wie eine Ein-Mann-Partei geführt hatte. Nicht zuletzt seiner Popularität ist es zu verdanken, dass die Briten Ende Juni für einen Austritt aus der EU stimmten. Nach dem historischen Brexit-Referendum kündigte Farage seinen Rücktritt an. Nun wird bereits spekuliert, ob er an die Parteispitze zurückkehren könnte.

Nach dem Votum für den EU-Austritt braucht die Partei neue Ziele

Seine Partei hatte mit dem Sieg im EU-Referendum den größten Erfolg ihrer Geschichte gefeiert - und damit zugleich ihr wichtigstes Anliegen verloren. James sollte die tief zerstrittenen Rechtspopulisten einen, Ränkespiele und Machtkämpfe beenden, nach dem Brexit-Votum neue Ziele definieren. Doch von Anfang an gab es Zweifel, ob ihr das gelingen kann, auch wenn die vorherige Vizevorsitzende als starke Rednerin und als clever im Umgang mit Medien gilt.

In ihrer Antrittsrede als Parteivorsitzende hatte James einen "hundertprozentigen Brexit" gefordert und die Regierung zur Eile bei den Austrittsverhandlungen gedrängt. Zudem kündigte sie an, Ukip zur zweitstärksten politischen Kraft nach den Konservativen im Vereinigten Königreich machen zu wollen. Zurzeit stellt Ukip nur einen Abgeordneten in Westminster; das Mehrheitswahlrecht sorgt regelmäßig dafür, dass weder Tories noch Labour echte Konkurrenz von anderen Parteien fürchten müssen.

Wirklich erfolgreich war Ukip bislang ohnehin nur bei Wahlen zum Europaparlament: Hier wurde die Partei 2014 stärkste Kraft und errang 24 Sitze.