Mord an saudischem Journalisten:London entzieht Verdächtigen im Fall Khashoggi das Visum

Mord an saudischem Journalisten: Theresa May und Kronprinz Mohammed bin Salman bei einem Treffen im März in London.

Theresa May und Kronprinz Mohammed bin Salman bei einem Treffen im März in London.

(Foto: AFP)
  • Großbritannien belegt Verdächtige im Fall Khashoggi mit Einreisesperren.
  • "Wenn diese Personen derzeit über ein Visum verfügen, dann wird es ihnen heute entzogen", sagt Premierministerin May.
  • Zuvor hatten bereits die USA mit Visa-Entzug auf den Mord an dem saudischen Journalisten reagiert.
  • Auch Frankreich droht in dem Fall erstmals mit Sanktionen gegen Saudi-Arabien.

Immer mehr Länder reagieren mit Maßnahmen gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen auf den Mord an Jamal Khashoggi. Großbritannien belegt saudi-arabische Verdächtige in dem Fall mit Einreisesperren, erklärte die britische Premierministerin Theresa May in London. "Wenn diese Personen derzeit über ein Visum verfügen, dann wird es ihnen heute entzogen."

Zuvor hatten bereits die USA mit einem Visa-Entzug auf den Mord an dem saudischen Journalisten im Exil reagiert. Saudi-Arabien hatte zugegeben, dass der systemkritische saudische Journalist am 2. Oktober im Konsulat in Istanbul zu Tode gekommen sei - bei einer Schlägerei, so die offizielle Darstellung. Die türkische Regierung sagt dagegen, ein 15 Mann starkes Einsatzkommando habe Khashoggi gefoltert und getötet.

Am Dienstag trafen der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman und sein Vater, König Salman, in Riad Angehörige Khashoggis und bekundeten ihr Beileid. Der Kronprinz wird von vielen für den Tod des Journalisten direkt verantwortlich gemacht. US-Präsident Donald Trump machte in einem Interview mit dem Wall Street Journal Mohammed bin Salman für die Tat verantwortlich. Der Prinz leite de facto die Regierungsgeschäfte, sagte er. "Wenn es also irgendjemand war, dann er."

Auch Frankreich erwägt in dem Fall Sanktionen gegen Saudi-Arabien. Das Büro von Präsident Emmanuel Macron erklärte allerdings, es werde "keine überhastete Entscheidung gefällt". Regierungssprecher Benjamin Griveaux ergänzte, bevor es zu Sanktionen komme, müssten die Tatsachen und die Verantwortlichkeit Saudi-Arabiens klar erwiesen und von französischen Geheimdiensten bestätigt werden. "Ich wundere mich, dass sich die Debatte nur um die Frage der Waffenlieferungen dreht", sagte Griveaux. Das Thema sei umfassender. Welche Sanktionen Paris verhängen könnte, ließ er offen.

Riad ist ein wichtiger Kunde Frankreichs. Die Waffenexporte nach Saudi-Arabien hatten im vergangenen Jahr laut einem offiziellen Bericht einen Wert von 1,38 Milliarden Euro. Dazu kam Militärmaterial im Wert von etwa 630 Millionen Euro. Der Wert der sonstigen Exporte stieg 2017 auf 4,5 Milliarden Euro, fast neun Prozent mehr als im Vorjahr.

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